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Glossar

Hier ein kurzes Glossar für Fachbegriffe, die ich vor allem im Kontext Autismus, Awareness und trans verwende. Alphabetisch geordnet. Falls euch Begriffe im Glossar fehlen, bitte mitteilen!

Autismus- Glossar

Autismus: Eine neurologische Variante, wie das Gehirn funktionieren kann. Zeichnet sich durch eine Reizverarbeitungsschwäche, Schwierigkeiten in der Kommunikation und dem sozialen Miteinander und dem Bedürfnis nach sich wiederholenden und stereotypen Verhaltensweisen (Routinen und Stimming) aus. (Diese Definition ist verkürzt. Jede autistische Person ist einzigartig. Kennst du eine autistische Person, kennst du eine autistische Person.)

ASS: Autismus-Spektrum-Störung. Autismus-Spektrum-Strömung ist ein medikalisierter Begriff zur pathologischen Darstellung von Autismus. Wird in der medizinisch-psychologisch-psychiatrischen Diagnostik verwendet und ersetzt die ursprünglichen Formen von Autismus im ICD-11.

Overload: Eine Reizüberflutung, die durch die Reizverarbeitungsschwäche bei Autist_innen häufiger vorkommt, weil wir sensibler auf sensorische (und zum Teil auch emotionale) Reize reagieren. Im Overload wird die Reaktionszeit länger, wir sind weniger leistungsfähig und bräuchten eigentlich eine reizarme Umgebung, um uns zu regenerieren. Wird ein Overload nicht reguliert, kann es zu einem Meltdown oder einem Shutdown kommen.

Meltdown: Die „exotherme“ Variante eines nicht regulierten Overload. Dabei wird oft versucht, aus der Situation zu entkommen, zu fliehen, die Reizüberflutung nach außen abzugeben. In der Literatur oft fälschlicherweise als „Wutanfall“ beschrieben, jedoch kein emotionaler Ausbruch, sondern neurologische Überlastungsreaktion.

neurodivergent: Menschen, die nicht neurotypisch sind.

neurodivers: Das gesamte Spektrum der neurologischen Variationen (neurotypisch + neurodivergent = neurodivers)

neurotypisch: Menschen, die nicht auf dem Autismus/ADHS-Spektrum liegen bzw. keine neurologische Variation (Dyskalkulie, Dyslexie, Tourette, etc.) haben

Nonverbalität: Verbalität ist für viele Autist_innen ein anstrengender Zustand. In stressigen Situationen oder im Overload kann es bei üblicherweise verbalen Autist_innen zu einem selektiven Mutismus (einer zeitlich begrenzten Unfähigkeit zu sprechen) kommen. Einige Autist_innen sind dauerhaft nonverbal/mutistisch. Die Fähigkeit zu verbaler Kommunikation sagt nichts über Intelligenz oder Kommunikationsmöglichkeiten aus.

Reizverarbeitungsschwäche: Autist_innen nehmen Reize anders wahr als neurotypische Menschen. Ich nehme beispielsweise sanfte Berührungen (streicheln) als unangenehm bis schmerzhaft wahr, während ich tätowiert werden als entspannend bis leicht unangenehm empfinde. Das gilt sowohl für sensorische Reize, als auch für emotionale Reize. (Deshalb kann ich Menschen auch nicht in die Augen schauen. Da prasseln zu viele Informationen auf mich ein, die ich nicht verarbeiten kann.) Diese Erfahrungen teilen viele autistische Menschen.

selektiver Mutismus: zeitlich begrenzte Unmöglichkeit des Sprechens. Das „selektiv“ ist auf Zeit, nicht auf Intention bezogen. Selektiver Mutismus hat nichts mit „Schweigegelübde“ oder „nicht reden wollen“ zu tun. Menschen im selektiven Mutismus können während dieser Zeit nicht sprechen.

Shutdown: Die „endotherme“ Variante eines nicht regulierten Overload. Die Reizüberflutung wird dabei nach „innen“ abgegeben, es kann zu Nonverbalität, Selbstverletzendem Verhalten oder vollständigem Rückzug in Dissoziation kommen. Ein Shutdown ist sehr anstrengend, da die gesamte Reizüberflutung in das eigene System weitergegeben wird.

Stimming: sich wiederholende Handlungen, die zur Reizregulation eingesetzt werden, meist unbewusst. Dazu können gehören: Wippen, Kauen, Summen, Echolalie, „flapping hands“ (flatternde Hände), Zähneknirschen, mit Kulis klickern, an Kleidung oder den Fingernägeln zupfen, etc. Es gibt sogenannte Stimtoys oder Stimschmuck, um gezielt und entspannt stimmen zu können (Fidget Spinner, Fidget Cubes, Schmuck mit drehbaren Elementen oder ätherischen Ölen gefüllt). Stimming wird für die Regulation aller Reize, auch positiver Reize, eingesetzt (happy stimming). Stimming ist deshalb nichts negatives und nicht mit Nervosität zu verwechseln.

Awareness-Glossar

DefMa: Kurzform für „Definitionsmacht“; ein Konzept, das Betroffenen von übergriffigen Verhalten die alleinige Beurteilung von Situationen als „übergriffig“ überlässt. Entwickelt aus linksradikalen Methoden zum Umgang mit sexualisierter Gewalt, um sich von der bürgerlichen Gesetzgebung unabhängig zu machen.

Konsens: Alle Beteiligten einer Handlung haben dieser implizit oder explizit zugestimmt. Dabei muss Konsensfähigkeit vorhanden sein.

Konsensfähigkeit: Eine Person muss in der Lage sein, die Auswirkungen ihrer Entscheidungen überblicken zu können. Substanzen oder psychische Ausnahmesituationen können die Konsensfähigkeit negativ beeinträchtigen.

männlich gelesen: Fremdbezeichnung einer Person als „männlich“. Soll deutlich machen, dass die Zuordnung von außen kommt und nichts über das Geschlecht der Person aussagt. Es gibt daran Kritik, weil „gelesen werden“ die Gewalt, zu einem Geschlecht gemacht zu werden, unsichtbar macht.

Tone Policing: Anstatt Kritik anzunehmen und auf den Inhalt der Kritik einzugehen, wird der Tonfall der Kritiker_innen (z.B. wenn sie wütend sind) kritisiert. Eine Methode, um Kritik nur in den Kritisierten genehmen Formen annehmen zu müssen. Wird vor allem gegenüber marginalisierten Gruppen angewandt.

weiblich gelesen: Fremdbezeichnung einer Person als „weiblich“. Soll deutlich machen, dass die Zuordnung von außen kommt und nichts über das Geschlecht der Person aussagt. Es gibt daran Kritik, weil „gelesen werden“ die Gewalt, zu einem Geschlecht gemacht zu werden, unsichtbar macht.

Trans-Glossar (für ein sehr gutes Glossar bitte das queer-lexikon verwenden)

AFAB: Assigned female at birth (bei der Geburt dem weiblichen Geschlecht zugeordnet.)

AMAB: Assigned male at birth (bei der Geburt dem männlichen Geschlecht zugeordnet.)

cis: Das Geschlecht sein, das bei der Geburt zugeordnet wurde.

endo: das Gegenteil von „inter“, Menschen, die in die Binarität des medizinisch-biologischen Konstrukts passen und deren Genitalien, Hormone und/oder Chromosomen der Norm entsprechen.

GaOP: geschlechtsangleichende Operation/genitalangleichende Operation. (Die Anpassung des eigenen Körpers durch chirurgische Methoden, z.B. durch Penoidaufbau, Mastektomie, Brustaufbau, Vaginalplastik, gesichtsverändernde, plastische Operationen.)

HRT: Hormonersatztherapie (medikamentöse Einstellung mit den passenden Hormonen)

inter: Menschen, die nicht in die Binarität des medizinisch-biologischen Konstrukts passen. Ihre Genitalien, Hormone und/oder Chromosomen weichen von der vorgeschriebenen Norm ab.

trans: Nicht das Geschlecht sein, das bei der Geburt zugeordnet wurde.

Transfeindlichkeit: Abwertung von trans Personen, weil sie trans sind. (Die Kurzfassung.)

Transmisogynie: Eine bestimmte Form der Transfeindlichkeit, die nur transfeminine Personen betrifft.

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