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Swiss: Heilige, Hure und die Andern – missglückte Welt

Dankenswerterweise eingelesen von Daniel Friedl.

Bitte, lass uns einfach losfahren. Die erzählen da was von Antifa und dann stehen da nur halbnackte Macker auf der Bühne.

Freund eines Freundes, von der Arbeit auf einem Swiss Konzert kommend.

Ich kannte diesen Freund vorher nicht, aber nach der Aussage ist er in meiner Sympathie sprunghaft in die Höhe geschnellt. Ich saß nämlich, während wir vor der Location auf ihn warteten, auf dem Rücksitz und kritisierte monologisierend die auftretende Band.

Eine Band (und explizit deren Sänger, welcher namentlich die Band anführt), die ich als sektenähnliche Strukturen fördernd, misogyn, sexistisch, mackerhaft, frauenfeindlich und latent (kolonial)rassistisch einordnen würde. Es geht um „Swiss und die Andern“, teilweise aber auch um die Werke von Swiss solo.
Hier gibt es einen zweiten Teil.

Da das hier ein längerer Text wird, sind die jeweiligen Quellen und Belege immer hinter den direkten Zitaten, ihr erkennt sie an den hochgestellten Zahlen. Das sind Hyperlinks, die direkt zu den Seiten führen, auf die ich mich beziehe. Die Initialbuchstaben zeigen jeweils einen neuen Abschnitt an. Am Anfang wird es um die sektenähnliche Struktur der Sippschaften gehen. Danach gehe ich genauer auf den Sexismus und die Misogynie der Texte ein, um im Anschluss den Unterschied von „damals zu heute“ (also Swiss solo vs. Swiss und die Andern) herauszuarbeiten. Im Anschluss gibt es ein Fazit (oder ich hab den Kaffeebecher auf den Laptop geworfen, je nachdem).

Sippschaften

Eine Band, deren Fangemeinde in „Sippschaften“ organisiert ist, mittlerweile gibt es in jeder größeren Stadt eine. Hauptaufgabe der „Sippschaften“ ist es, Promo für die „Missglückte Welt“ zu machen – also mehr oder weniger für Swiss (und die Andern), deren Markenzeichen (und offizielles Label) ebenjene „missglückte Welt“ ist. Für eine Sippschaft braucht es mindestens fünf Leute, die gemeinsam eine_n Postmeister_in bestimmen, der_die für die Promo-Pakete und die organisatorische Ansprechbarkeit zuständig ist. Außerdem gibt es die Möglichkeit, Kutten (Jeansweste (80 Euro Bearbeitungsgebühr) bzw. Bomberjacke (90 Euro Bearbeitungsgebühr) zu leihen. Sie müssen nach Ende der Sippschaftsangehörigkeit zurückgegeben werden, dürfen jedoch individualisiert werden. Das Geld gibt es selbstverständlich nicht zurück. Außerdem sind Sippschaftszecken verpflichtet, einander zu helfen und zu unterstützen.1

Es gibt also eine Band, die ihre eigene Fangemeinde zu Promotern erzieht, indem sie ihnen Erkennungszeichen und Gruppenzugehörigkeit (und ab und zu, das wird nicht näher definiert, Gästelistenplätze und Freikarten) ermöglicht. Außerdem „darf“ man der Band bereits beim Soundcheck zusehen und es gibt ein Vorzugsrecht bezüglich Merch und Tickets. Einige Sippschaften haben ein „Anwärter_innensystem“ entwickelt, um Neue genau unter die Lupe nehmen zu können und zu bestimmen, wer dabei sein darf.

Linke Burschenschaft?

Ein Prinzip, das ich vor allem aus rechtsoffenen bis konservativen Kontexten kenne, namentlich Studentenverbindungen und Burschenschaften. Im Gegensatz zu jenen geht 1 bei den Sippschaften keinen „Lebensbund“ ein und es sind Frauen erlaubt. Höchst progressiv.

Nachteil dagegen ist, dass Swiss und die Andern vor allem von jungen Menschen und Teenagern gehört wird, auch wenn das Altersspektrum bis in die Dreißiger hinaufgeht und somit eine – meiner Meinung nach – sektenähnliche Struktur gefördert wird, indem einige Fans Privilegien genießen, für die jedoch auch Promotionsarbeit übernehmen müssen. Eine Aufgabe, die normalerweise von Menschen geleistet wird, die dafür bezahlt werden, anstatt Jugendliche (durch den Merch und die Sippschaftskutten) dafür auch noch zahlen zu lassen. Im Gegenzug gibt es Zugang zu einer Struktur, die „Unterstützung“ und familiäres Umfeld propagiert – solange 1 spurt und ordentlich „Randale“ macht. Das Umfeld und der Zusammenhalt wird auch auf jedem Album in mehreren Texten beschworen und besungen – meist in „Du“-Botschaften, die Hörende direkt ansprechen und in die Gemeinschaft ziehen, bzw. darin halten sollen. Eine „Wir gegen Die“-Mentalität, welche Außenstehende schnell zu Feind_innen erklärt.

Sexismus

Gleichzeitig kommen in den Liedern immer wieder frauenfeindliche und misogyne Grundannahmen durch. Damit ich mir nicht vorwerfen lassen muss, ich würde dem Verfasser „seine alten Schinken“ vorwerfen, bewegen wir uns von der nahen Vergangenheit in die Ferne – und von subtilem Sexismus zu offener Frauenverachtung.

Der subtilere Sexismus der neueren Alben (von „Große Freiheit“ bis „Saunaclub“) zeichnet sich vor allem durch ein Bild aus, das seit Jahrhunderten gepflegt und gehegt wird: die Frau, als entweder „unerreichbare Heilige“ oder „schamlose Hure“, niemals als Freundin, gleichberechtigtes Subjekt oder gar Gegnerin – ausschließlich als Objekt in Abhängigkeit vom männlichen Subjekt.

Innerhalb der Songtexte (wir beginnen mit „Saunaclub“ von 2020 und arbeiten uns in die Vergangenheit vor) sehen wir das daran, dass beispielsweise „Alkohol“ seine Alkoholabhängigkeit beschreibt, bei der „Uschi“ ihn betrügt – und er sich in den Alkohol flüchtet.2 Während in „Besteste Band“, die zweite Strophe – in welcher er die Eltern seiner Freundin kennenlernt, aber nur der Vater der Freundin seine Meinung thematisiert. Sie selbst scheint zum Thema nichts zu sagen zu haben, die Meinung eines anderen Mannes zu ihrem Partner wiegt schwerer.3

Beispiele

Dieser Punk

In „Dieser Punk“ rühmt er sich darin, dass Frauen „keine Opfer von Männern“ seien, sondern „Sie benehm‘ sich wie ein Haufen von besoffenen Pennern – Ist normal, wenn man unser’n Scheiß hört“ – auch hier treffen Frauen keine eigenständigen Entscheidungen, sondern sind abhängig von ihrem Musikgeschmack. (Im gleichen Song werden „Hausmänner“ außerdem abwertend verwendet, denn offensichtlich reicht es nicht für einen „echten Mann“, zu Hause zu bleiben.)3

zehn kleine Punkah

Unabhängig davon, dass „zehn kleine Punkah“ Assoziationen mit einem gewissen, rassistischen Kinderlied wecken, ist der Sexismus und die Frauenverachtung, die in „Der letzte kleine Punkah ist voll einsam
Randale macht ohne die ander’n Punkah kein Spaß
Drum trifft er Neun and’re im Bett von deiner Mama
So werden aus einem ganz schnell Zehn kleine Punkah“ stecken, nicht einmal mehr subtil. Come on, andere Typen aufgrund der Sexgewohnheiten ihrer Mütter abwerten? Junge, das ist nicht links und nicht emanzipatorisch, sondern mittlerweile sogar da, wo es herkommt, im Battle-Rap, ein peinlicher Move.4

kein Blatt Papier

In „Kein Blatt Papier“ wird seine Freundschaft zu einem anderen Mann beschrieben – dessen Frau kommt nur vor, weil sie ihm schon die Couch bereitgemacht hat, wenn er „keine Penne hat“. Eine Meinung oder Freundschaft zu ihm scheint sie nicht zu haben – er ist Familie für den Angesprochen, nicht für dessen Familie. Frauen als Beiwerk, als nützliche Objekte und Dienstleistungserbringerinnen.5

(Ich bin ehrlich, ich möchte mich nicht durch die nächsten Jahre arbeiten. Aber machen wir erstmal weiter, ich werde dafür auch mit Kaffee versorgt. Küsschen an die Menschen im Hintergrund.)

Voicemail

2018 erschien „Randalieren für die Liebe“, in der das übliche Muster beibehalten wird. In der „Voicemail“ von Pat wird beklagt, dass das Album zu wenig „Mainstreamsongs“ hätte. „Wo, wo ist der Song, den Gertrude 5, beim Bügeln irgendwie mal locker mitsummen kann?
Wo? Wo?“ – Klar. Gertrude, fünf Jahre alt, muss bügeln können. Kleine Mädchen gehören schließlich in die Küche und die Wäschekammer.6 (Das schlimme ist, es ist immer noch subtiler als in der Vergangenheit.)
Edit: Mir wurde gesagt, dass meine Quelle fehlerhaft sei. Gertrude sei 53, nicht fünf. Der Sexismus (Frauen in die Küche, die Wäschekammer) bleibt meiner Meinung nach dennoch bestehen – es ist ein Trope, das nicht noch weiter gefördert werden sollte.

Hassen oder Lieben

In „Hassen oder Lieben“ wird die Kritik an ihnen damit abgeschmettert, dass sie „Patte machen“ und „die längste Penisse“ hätten. Feministische Kritiker_innen als „provinziell“, „neidisch“ oder „ungefickt“ darzustellen, ist ein tiefer Griff in die Mottenkiste der Misogynie. Außer einem „in Afrika verhungern die Kinder“-Take, wonach die Kritiker_innen selbst viel weniger links wären, weil sie Swiss und die Andern mit Eiern bewerfen, während „anderswo Menschen hungern“, kommt keine inhaltliche Auseinandersetzung. Diskreditierung statt Reflektion.7

Älteres

In den älteren Liedern (wir machen einen Sprung, ansonsten wird dieser Text wirklich viel zu lang) werden Frauen als „Votze“ bezeichnet8 und hindern entweder den Punk an der Entfaltung (die Frau als „häuslich bürgerlich“)9 oder stoßen ihn weg (weil er zu wenig Geld verdient)10 oder nutzen ihn aus11. Das transportierte Frauenbild ist wahlweise „unerreichbare Heilige“ (er liebt so sehnsüchtig, aber sie weiß nichts davon bzw. wurde grausam von ihm getrennt12) oder „bösartige Hure“ (er liebt sie, aber sie nutzt ihn nur aus13).
Freundschaft wird vor allem zwischen Männern thematisiert, die im Zweifelsfall von ihren Frauen am Mann-Sein gehindert werden.

Noch ältere Lieder, von Swiss damals noch solo veröffentlicht, thematisieren u.A. Sex mit toten Kindern14, Gewalt, Stalking/häusliche Gewalt/Folter/Gefangenschaft15, Vergewaltigung/Inzest/rape drugs16 (die Tatsache, dass es als Spendenaktion für dunkelziffer e.V. entstanden ist, macht die Themen der anderen Texte noch ein wenig ekelhafter) und Mord17, meistens grafisch beschrieben. (Bitte bedenkt das, bevor ihr euch die Quellen durchlest.) Auch hier sind Frauen die Objekte der Handlung, während den Tätern, als Subjekten, der Raum und die Definitionsmacht überlassen wird. Während damals Gewalt deutlich mehr Raum einnahm, wird die Frauenverachtung heute vor allem durch das Heilige/Hure Bild transportiert – in der „linken“ Szene machen sich vergewaltigte Frauen und tote Mädchen wahrscheinlich nicht so gut wie objektifizierte Frauen (weshalb Feminismus dringend notwendig ist, auch und gerade bei Zecken).

Fazit

Der Text hier ist sehr, sehr lang geworden – danke für die Menschen, die bis zum Ende gelesen haben. Abschließend kann ich nur sagen, dass ich entsetzt darüber bin, wie unreflektiert und fanatisch diese Band, aber auch der Sänger alleine, in „linken Kreisen“ angenommen und gefeiert werden. Andererseits wird diese Selbstdarstellung eben auch durch die sektenhafte Struktur der Sippschaften und die „Randale“ (also die aggressive Promotion) unterstützt und gefördert. Ich persönlich halte es für problematisch bis gefährlich, nicht intensiv auf „Swiss und die Andern“ aufmerksam zu machen und erwarte eigentlich von einer „linken“ Szene eine intensivere Auseinandersetzung als das plumpe Abfeiern von „wir sind gegen Nazis und den Staat“ – the bar is so low, you need a grave. (Der Anspruch ist so niedrig, du brauchst ein Grab (um ihn zu erreichen)).

19 Gedanken zu „Swiss: Heilige, Hure und die Andern – missglückte Welt“

  1. Super Text!
    Ich weiß, bin ein bisschen spät, ist schon 2022, aber dieser Text fasst ziemlich gut das zusammen, was ich schon länger an Bedenken hatte – hinsichtlich der sexistischen Textstellen.
    Ich persönlich hätte super gerne noch mehr zu den textlichen Inhalten gelesen 🙂 Was mir auch aufgefallen ist in den Kommentaren, dass viele das Argument „Einfach mal die Texte hören statt sie nur zu lesen“ verwenden. Ich frage mich, was dieses Argument aussagen soll, es bleibt schließlich derselbe Inhalt.
    Liebe Grüße

  2. Wer auf unbekleidete Oberkörper nicht kann, dem ist nicht zu helfen. Jeder und Jede kann sich auf der Bühne ausziehen oder auch nicht, ist eine völlig freie Entscheidung. Das als Mackerattitüde zu sehen ist nicht nur Quatsch sondern wirklich hirnverbrannt. Du bist dann sicher auch so eine, die zum Veranstalter rennt und das Konzert abgebrochen sehen will. Von mir aus können wir auch alle nackt pogen, wenn das deine Art von Gleichberechtigung befriedigen sollte. Dann lass uns das gerne machen. Bin ich bei.
    Du bist auch jemand der das Haar in der Suppe sieht und wenig Kontext oder Subtext oder beides sieht. Menschen wie du sind es, die die Linke spalten.

    1. Unter „die Linke spalten“ gehts nicht? Ich bin beeindruckt von meinem Einfluss, bitte mehr davon.
      (Transfeindlichkeit und Misgendern sollte ich also zusätzlich in die Aufzählung aufnehmen. Danke für diesen Input!)

    2. finds gut wie du so ziemlich alles aus dem text einfach übergehst und deine gegenargumentation auf dem unwichtigsten punkt daraus aufbaust. richtig stark und authentisch

    3. Sehr schön knapp,direkt und respektvoll ausgedrückt. Wanderchor vereiniegngen des vorwiegend weiblichen geschlechts demonstrieren für eine unbekeidete brust in jeder lebendslage wenns beliebt und musiker (zb.auch swiss und die anderen) stehen seit jahrzenten oben ohne im leben(iggi pop,airborne,finch,saltatio,michael jackson,prince,snoop dog….) Also was soll dieser echt unsinnig minus iq hype bei swiss.in der ddr war man seltsam wenn man freiwillig die kleidungszwänge am strand beibehalten wollte.nebenbei. aber heut zu tage ist persönliche indivdualität anscheinend nur ok wenn es auch der letzten heuchelden minderheit genehm ist.

  3. Danke für diesen langen Beitrag! Habe gerade auf instagram was zu der Band gepostet und daraufhin diesen Link zugesandt bekommen. Aktueller Anlass war, dass nun auch Joshi von ZSK mit denen zusammengearbeitet hat. Diggen von Slime war auch schon mit von der Partie. Das ist dann der Punkt, wo die Attitüde von Swiss eine erschreckende Normalität und Anerkennung im antifaschistischen subkulturellen Bereich erfährt. Und das, wo sich gerade Aktivist*innen sich unter #punktoo und #deutschrapmetoo an genau diesen toxischen Männlichkeiten abarbeiten. Solidarische Grüße! Yok

  4. Also teil weise musste ich wirklich lachen wie du das ganze System zerpflückt hast. ABER ich gebe dir Recht, das Sippschaftsding ist völlig aus´m Ruder gelaufen und SO wohl von der Band nicht ursprünglich gewollt. Als ich (34, Sie), ziemlich seit Anfang , angefangen hab´ die Band zu hören (und das tue ich immer noch) dachte ich „wow geile Kutte !“ das Verlangen hat sich nach näherer Recherche in Luft aufgelöst, aus genau den Gründen die hier genannt werden. Gleichzeit bin ich der Meinung das Sippschaftsprojekt sollte gestoppt werden, auch wenn sich viele in der „Familie“ aufgefangen fühlen. Ich muss auch sagen, dass ich mich noch nie auf einem Konzert ausgeschlossen gefühlt habe, ohne Kutte oder Merch. Und ja, es sind überwiegend Jüngere Fans, und auch solche die sich erst noch „finden“ werden, aber das tun sie mit größtenteils tollen Leuten und einer geilen Zeit. Naja und die Kritik an den Texten kann ich auf eine Art nachvollziehen auf der anderen Art aber ist es PunkRAP und hat natürlich die Einflüsse des HipHop, ausserdem sind die Texte ein schmaler Grad zwischen hartes Lebens, Ironie und Spass. Musik ist immernoch Kunst und Satire (K.I.Z.) und mit ein bisschen gesunden Menschenverstand und wirklicher Recherche über Mitglieder der Band oder die Kollabos muss man nicht alles so schwarz sehen. Ich finde Swiss und die Andern und alles die musikalisch Mitwirken setzen ein tolles Statement und fallen dem „PUNK“ nicht in den Rücken. Vielleicht hörst du die mal „Puppenspieler“ an, ließt nicht nur den Tex und öffnest dein Herz.

  5. Holy Shit, so viel Müll hab ich zuletzt auf ner Nazi Demo gesehen. Du interpretierst Sexismus in Worte wie „Uschi“ oder Texte wie bestetste Band? Manchmal frage ich mich echt, ob einige Menschen zu vile Freizeit haben. Dieser extrem schlecht recherchierte Beitrag klingt wie der eines Trolle und ich als Frau fühle mich eher von den Beitrag hier angegriffen, als von den Texten. Eventuell setzt du dich einfach mal richtig mit der Band und den Liedern auseinander, bevor du einen solchen Artikel verfasst.

  6. keineBöckeAufDysphorie,DeshalbKeinName

    ups… sorry an die Moderation aber ich hab vergessen das ich mich bei dem satz mit dem sexistischem Höhepunkt auf das aktuelle Album ,,Orphan“ beziehe.
    Aber nochmal danke für diesen echt guten Text♥

  7. keineBöckeAufDysphorie,DeshalbKeinName

    Also erstmal toller Text <3 hast das wirklich gut zusammengefasst. hier nochmal mein zwiespalt zu Swiss (ich dachte ich schreib das mal aus der Perspektive eines Menschens auf, der Swiss ursprünglich nur von Songs wie NoPasaran, Wer Regiert den Pogo?, und Che Guevara gekannt hat und dann leider mehr gehört hat. Außerdem bin ich selbst(-bezeichnet) Punk* und finde es halt wichtig die Bands die ich höre zu reflektieren, also ist das auch für mich einfach ein bichsen selbst reflektion)

    Hach swiss… ich bin so zwiegespalten.
    Also Musikalisch und Textlich gibts schon mache sachen die ich wirklich Liebe. ABER bei vielen Texten ist er halt so mackerig oder sexistisch das ich mich wirklich ekel. und zu diesem Sippschafft ding, die sind größtenteils echt unreflektiert und haben Punk längst aufgegeben (ich will nicht jemand von denen sein die anderen Punk erklären aber das ist halt unreflektierter Personenkult der nicht mehr die Ideale vertritt die Punk eigentlich haben ,,sollte"… DIY gibt es bei Swiss quasi nicht (zum vergleich: andere Punkbands die Merchandising kommerziallisieren haben zwar auch oft ein paar pullis oder anderes Zeug aber sonst halt nur Patches, buttons und Sticker)). Die werden halt komplett aggressiv wenn du Swiss kritisierst, gerade bei den älteren offensichtlich sexistischen lines und lassen dann diese typischen anti-feministischen Witze raus.

    Ich hab jetzt ne Playlist mit den Paar songs die ich gut hören kann, weil ich die halt echt liebe, die nicht sexistisch / mackerscheiß sind und die ich regelmäßig als ohrwürmer habe, aber ganze Alben kann ich nicht mehr wirklich hören.

    Ach und Swiss als Person ist glaub ich nicht bewusst Misogyn, man merkt ja das er zumindest versucht sich zu verbessern. (z.B. hat er beim Musikvideo von ,,vermisse dich" das Wort F*tze durch nen Furz sound ersetzt… respekt..) Außerdem wird es von Album zu Album weniger schlimm, ist zwar hier und da ziemlich mackerig, hat aber wenn ich mich jetzt nicht irre den einzigen sexismus höhepunkt bei den Lines ,,wir machen deinen Grundbesitz zu unserer Bitch". Schon seit längerem oder auch auf der neuen (überkommerziallisierten) single ,,Linksradikaler Schlager" setzt er sich gegen Homophobie ein. weiter gehts aber auch nicht bei Feministischen Themen.

    Naja ich könnt noch viel mehr Swiss Kritisieren aber jetzendlich bleibt es beim Fazit: Kann ich nicht mehr wirklich ohne schlechtes Gewissen hören, aber einige kämpferische Songs und Liebeslieder sind echt in ordnung und da mach ich dann ne ausnahme, auch wenn ich das selbst von mir falsch finde…

    Ach und abschließend wie bei jedem (sehr berechtigtem) Diskurs zu ist x ein*e Sexist*in: Es gibt kein richtiges Leben im Falschem System. Ich weiß, das ist so abgenutzt und rechtfertigt nix aber ist wahr. damit meine ich vor allem Swiss, dessen (für viele eher subtile) sexismus, vorallem auf den neueren Alben, halt das Typische, Patriarchale Rollenbilds hdenken ist. Und seine selbstpräsentation ist ja da gleichen ursprungs.
    Tschuldigung.. ist viel zu lang geworden

  8. Super Analyse, hat das diffuse Gefühl was ich immer so bei denen hatte sehr schön konkretisiert. Und super Arbeit mit den Quellenangaben! Hat mich nochmal n bisschen zum distanzierten nachhören gebracht.
    Was mir dabei zusätzlich noch übel aufgestoßen ist, ist die, von dir auch kurz angeschnittene, „wir gegen die“ -Mentalität, die sich dann, wie ich finde, ständig zusammen mit einer heroischen Selbstbehauptung zeigt:
    „Wir sterben lieber aufrecht als vor der Welt zu kriechen“ heißt es bspw. im Refrain von „Kuhle Typen“
    & in dem Song außerdem:
    „Dein bester Freund von früher fährt Mercedes und ist Bänker
    Er braucht die Pferdestärken, um seinen Penis zu verlängern
    Bevor wir auch so enden, schießen wir uns lieber ab
    Bruder, jeder weiß es stimmt, wenn wir schreien:
    We don’t give a fuck“
    Letzteres zusätzlich durchzogen von einer totalen Verkennung von Sachzwängen -klar, Bänker ist vlt n kack job- aber jede*r muss nun mal Lohnarbeiten.
    Und dann noch, das (fast schon klassische) Thema Penis-länge, uff… Naja, ich hör hier lieber auf, sonst wird der Kommentar hinterher noch so lang wie dein Artikel…
    Beste Grüße!

  9. Danke für diese ausführliche und auf dem Boden gebliebene Auseinandersetzung mit dem Thema. Die band und diesen unangenehmen Poser konnte ich noch nie leiden. Zunächst nur für ihre geckenhafte Poserei und Zurschaustellung schlechtester Interpretationen von Punkrockklischees in Videos und durch ihre kleine Privatarmee. Jetzt dank dieser Lektüre sehe ich deutlicher das perfide System dahinter und die bedauerliche Entwicklung von Szenekultur im marktorientierten Gesellschaftssystem. Ihr Frauenbild und damit ihr Menschenbild ist so veraltet wie all ihre anderen Schlagermusiktexte über Brüder, Opfer und Liebe im Zeitgeist der 60er. Danke für mehr Argumente! wenn die noch helfen…

  10. Ich bin durch den Song *Fick dich* auf Swiss & Die Andern aufmerksam geworden, den ich auch sehr feier.

    Meiner Meinung nach muss man nur ganz kurz in ein paar andere Lieder reinhören (auch in dieses) um rauszufinden, dass das kein Punk ist.
    Keine Ahnung wie die Anhänger dieser Band sich als solche bezeichnen.

    Vielleicht sind sie so jung, dass sie von der echten Punkmentalität keine Ahnung haben. Dass sie vielleicht keine echte Punkmusik kennen und nicht in den Genuss eines richtigen Konzerts mit Iros und Pogo gekommen sind. Sonst würden sie sich nicht dermassen verarschen und blenden lassen.

    Klamotten ausleihen für Geld und dafür einem Soundcheck mit „vielleicht einem“ Freibier beiwohnen.
    Lächerlich. Was für Poser.
    Also die Band, nicht die Fans.
    Die suchen ja nur nach einer Gang der sie angehören können.
    Sticker umsonst waren ja früher schon cool.

    Aber einer Elite anzugehören die man unterstützen muss und nicht wechseln kann?
    Das hört sich für mich nach so gar nicht links an.

    Ich kenne wie gesagt nur drei Lieder und diesen Artikel.
    Das reicht mir völlig um einen jungen Kerl, der sich als Swiss Anhänger outet (nee das müssen die ja nicht, das liest du ja sofort an der Jacke) und meine Teenager Tochter besucht, mal aufzuklären, dass Punk mit Kommerz gar nix zu tun hat.

    Er hat ihr auch zwei Sticker geschenkt.
    Ein paar riesige Titten mit dem Schriftzug: Bei uns sind Frauen keine Opfer von Männern sie benehmen sich wie ein Haufen von besoffenen Pennern. Mhmm, alles klar.

  11. Hei. Zu meiner Schande hab ich bei dem ganzen Scheiss mal mitgemacht. Der Sexismus in den Liedern ist mir niemals wirklich aufgefallen, aber wenn man drüber nachdenkt hast du recht. O_o
    Was ich noch ergänzen muss: als Anwärter (bzw. Mitglied) ohne Kutte bist du Swiss nen Scheiss Wert. Du darfst nicht in den voreinlass usw. Gleichzeitig kann es aber bis zu 1.5 Jahren dauern bis du deine Kutte kriegst… (wtf?) Individualisierungen müssen so angebracht werden, dass die wieder entfernt werden können. „Vergünstigungen“ wie freie Tickets werden versprochen aber nicht geliefert. Die Sippen halten sich selber für eine Elite (ohne Witz die nennen sich bei fb „Zecken Elite“), wenn man sich den Umgang miteinander mal anschaut, dann kann „Berlin Tag und Nacht“ einpacken. Hast du nicht den neuesten Merch kann es riessen Dramas geben. Gegenseitige Hilfe in den Sippen? Keine Spur. Die meisten denken nur an sich selbst. Du hast ne andere Meinung als Swiss? RAUS! Du sagst es in eine andere Stadt umzuziehen? Pech gehabt, die Sippe kannst du nicht wechseln. Ich könnt mich schon wieder tierisch aufregen… Ist mir aber meine Zeit zu Schade.

    1. Danke für deinen Kommentar!
      Das klingt noch viel, viel schlimmer als das, was ich von außen so wahrnehmen konnte und deckt sich mit anderen Erfahrungsberichten, die ich erhalten habe.
      Danke fürs Teilen! <3

  12. Hallo,
    ich bin selbst in einer Sippschaft und habe deinen Text aufmerksam gelesen.
    Ich bin ehrlich und möchte dir in den meisten Punkten Recht geben. Das Handeln- und behandeln der Sippschaften ist lange nicht mehr das, was es mal war. Da gibt es inzwischen viel Kommerz und „Elite-Denken“. Ich bin fast von Anfang an dabei, habe mich aber inzwischen sehr zurückgezogen, weil ich mich mit dem ganzen nicht mehr richtig identifizieren kann.
    Ich muss aber auch sagen, dass ich in meiner Zeit sehr viele, herzensgute Menschen getroffen habe, die sich sozial und politisch enorm viel engagieren und die ich in meinem Leben nicht mehr missen möchte.
    Zurück zum Thema, denn in ein paar Punkten muss ich jedoch leider intervenieren:
    Ich schätze mal, du hast die Songtexte lediglich auf den als Quellen angegebenen Seiten gelesen und sie nicht gehört?
    Da gibt es an einigen Stellen gravierende Fehler in den Quellen, auf welche du dich im Anschluss direkt beziehst. So ist die Stelle
    „Wo, wo ist der Song, den Gertrude 5, beim Bügeln irgendwie mal locker mitsummen kann? Wo? Wo?“
    schlichtweg falsch zitiert, beziehungsweise in der Quelle an sich falsch.
    Im Ursprünglichen Skit spricht Pat von „Gertrude, 53“! – Ein riesiger Unterschied, welcher die darauffolgenden Zeilen meiner Meinung nach fast schon nichtig macht.

    Die Stellen aus dem Song „Hassen oder Lieben“ beziehen sich auf einen Zwischenfall während eines Festivals, bei dem die Band während eines Auftritts (grundlos) von selbst erklärten Feministinnen (Zuschauer) aus der Ersten Reihe mit Tomaten und anderen Lebensmitteln beworfen wurden. Das geht aus dem Songtext ohne diesem Zusatzwissen natürlich nicht wirklich hervor, jedoch kann ich im Text nichts von „neidisch“ und „ungefickt“ hören- oder lesen.
    Wer zitiert und dabei richtiger Weise die quelle angibt, sollte sich auch an die Quelle halten. – Da ist es egal, um was es geht.

    Wie am Anfang bereits erwähnt, gebe ich dir in vielen Punkten, gerade am Anfang des Textes Recht. Ich bin keine typische Anhängerin, die zu allem Ja und Amen sagt.
    Falsch zu zitieren, bzw. Interpretationen als Zitate anzugeben ist jedoch schlichtweg falsch.

    Liebe Grüße

    1. Hallo!
      Danke für die Korrektur, ich hab das mit Gertrude editiert, würde aber widersprechen – der Sexismus (Frau, Bügeln) bleibt für mich bestehen, wenn auch in abgeschwächter Form.
      Bei „Hassen oder Lieben“ ist der Kontext irrelevant – eine Band kann nicht erwarten, dass alle Menschen wissen, was auf allen ihrer Festivals passiert. Im übrigen finde ich „selbst ernannte Feministinnen“ ziemlich abwertend, wer bestimmt denn, ob Menschen Feministinnen sind? Pat? Du? Ich? Würde ich mir zumindest nicht anmaßen.
      Das „neidisch“ und „ungefickt“ bezieht sich auf die üblichen Vorwürfe gegen Feminist_innen, die hier zumindest durch „wir ficken das System“ und „wir haben die längsten Penisse“ implizit mitschwingen. Ich habe nicht nur wörtliche Zitate gekennzeichnet, sondern auch die üblichen Tropes, wie auch „Heilige und Hure“.
      Ich sehe eher eine sehr fragile Männlichkeit, wenn feministische Kritik durch ganze Songtexte „abgeschmettert“ und „durchgefickt“ werden muss – drüber stehen ist offensichtlich nicht drin und getroffene Hunde bellen.

Hinterlasse ein paar Krümel.

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