Drei Tage Uni in der Woche.
oder
Zwei Tage soziale Interaktion.
oder
Zwei Tage arbeiten.
Dazwischen Pause.
Pause.
Pause.
Teilzeitleben.
Brauchst du wirklich Pflege?
Oft werde ich vorsichtig – oder auch weniger vorsichtig – gefragt, ob ich die Pflege wirklich brauchen würde. Ich kann darüber nicht lachen, obwohl es fast lachhaft ist: Als ob der Staat und die Pflegekassen den Pflegegrad zu verschenken hätten oder das tun würden. Kapitalismus, Baby! Ohne Pflegegrad, ohne pflegende Angehörige hätte ich nicht nur ein Teilzeitleben, ich hätte einfach gar kein Leben. Ich hab es ausprobiert, als ich alleine lebte: Entweder Sozialleben oder Uni oder Arbeit. Und da Sozialleben und Freizeit im Kapitalismus am entbehrlichsten sind… fallen sie weg. Möchte da definitiv nicht wieder hin zurück, kein schönes Erlebnis.
Ich sollte mich nicht beschweren. Denke ich oft. Ich habe die Möglichkeit, zu studieren, selbstständig zu arbeiten, hier zu schreiben. Habe die Möglichkeit, Bildungsarbeit zu machen, ab und zu feiern zu gehen, Freund_innen zu treffen. Ich habe Freund_innen. Es könnte – grundsätzlich – alles deutlich schlechter sein.
Teilzeitleben
Ich bin oft müde. Habe mir angewöhnt, immer sehr nah an meiner Belastungsgrenze zu leben, um meine Grenzen möglichst effektiv zu umgehen. Ich habe mich noch nicht mit der Tatsache eines Teilzeitlebens abgefunden. Aber erkenne es immer dann an, wenn es mich mit einem neuen Schub Schmerzen ins Bett stopft, wenn mein Körper mir nachdrücklich die eigenen Grenzen aufzeigt, wenn ich lernen MUSS, dass ich nicht mehr kann.
Ich fühle mich zu jung für ein Teilzeitleben. Bin gefrustet, genervt, ich habe Angst, dass ich Menschen verliere, wenn ich immer wieder absagen muss.
Ich weiß, dass ich diese Tage vollständiger Ruhe in einem abgedunkelten Zimmer brauche, um am nächsten Tag wieder leben zu können, aber dennoch kommt es mir vor wie verschwendete Zeit. Als ob ich nur die Hälfte der Zeit aller anderen Menschen zur Verfügung hätte. Weil ich mindestens doppelt so viel Zeit zur Erholung benötige.
Ich bin eigentlich extrovertiert, eigentlich liebe ich es, in Gesellschaft zu sein. Bin gerne unter Leuten, ich fühle mich wohl dabei. Vielleicht wäre es einfacher, hätte ich dieses Bedürfnis nicht. (Ich lebe immerhin mit einer Person zusammen, die dieses Bedürfnis überhaupt nicht hat und völlig zufrieden damit ist, alle paar Wochen/Monate direkte, soziale Interaktion mit Menschen zu haben.)
Ich dagegen renne mir jedes Mal wieder an Mauern den Kopf ein – und kann dennoch nicht anders.
Nullzeitleben
Oft werde ich vorsichtig – oder auch weniger vorsichtig – gefragt, ob ich die Pflege wirklich brauchen würde. Ich kann darüber nicht lachen, obwohl es fast lachhaft ist: Als ob der Staat und die Pflegekassen den Pflegegrad zu verschenken hätten oder das tun würden. Kapitalismus, Baby! Ohne Pflegegrad, ohne pflegende Angehörige hätte ich nicht nur ein Teilzeitleben, ich hätte einfach gar kein Leben. Ich hab es ausprobiert, als ich alleine lebte: Entweder Sozialleben oder Uni oder Arbeit. Und da Sozialleben und Freizeit im Kapitalismus am entbehrlichsten sind… fallen sie weg. Möchte da definitiv nicht wieder hin zurück, kein schönes Erlebnis.
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