Beim Frauenkampftag geht es nun mal ausschließlich um Frauen und die Diskriminierung, die sie als Frauen erleben. Ich gehe doch auch nicht mit einem All-Lives-Matter-Schild auf eine Black-Lives-Matter-Demo!
Twitter. (Nein, ich verlinke den Account nicht.)
Guten Morgen. Vorweg: Ich persönlich gehe nirgendwo mit einem All-Lives-Matter-Schild hin. Nicht auf eine Black-Lives-Matter Demo, nirgendwohin. Das liegt daran, dass dieser Slogan aus einer alt-right Richtung entstanden ist. Um die Kämpfe von Schwarzen Menschen gegen Diskriminierung und Rassismus zu schwächen und abzuwerten. Mit "All Lives Matter" wird aus herrschender Position heraus der Kampf marginalisierter Gruppen unterdrückt und Diskriminierung verunsichtbart. Beim Frauenkampftag genauso?
Ich bekam diesen Vorwurf, als die - alljährliche - Diskussion darüber entbrannte, ob die Umbenennung von "FrauenKampftag" in "feministischer Kampftag" nicht Frauenkämpfe der Historie verunsichtbaren würde. Das es vor allem darum geht, dass Frauen auf spezifische Weise unter dem Patriarchat leiden. Nun.
Ich persönlich vertrete die Meinung, dass nichtbinäre Personen und trans Männer schon immer - wenn auch nicht unbedingt mit diesen Worten - Teil der Frauen- (und später Lesben- und FrauenLesben-)kämpfe waren. Es geht also nicht darum, Geschichte umzuschreiben, sondern sichtbar zu machen, was schon immer da war. Trans Frauen sind Frauen, deshalb benenne ich sie nicht spezifisch. Ein Frauenkampftag nur für cis Frauen wäre absurd.
Es geht auch nicht spezifisch um das Leid, das Frauen erfahren, weil sie Frauen sind. (Dafür gibt es beispielsweise den 25. November, den "Internationalen Tag der Gewalt gegen Frauen".) Es geht um Arbeitskämpfe, um (unsichtbare) Emo- und Care Work, es geht um Gender Pay Gap. Darum, dass "weiblich" konnotierte Berufe schlechter bezahlt sind. Kurz: Es geht um all die Dinge, die tatsächlich Frauen, nichtbinäre Personen, trans Männer und inter Personen einen. Kämpfe, die sich durch die Position im Patriarchat ergeben und nicht durch das tatsächliche Geschlecht.
(Wenn ich schlechter bezahlt werde, weil mich Leute für eine Frau halten, dann hilft nicht einmal der geänderte Personenstand. Für euch getestet.)
Andererseits... Ich kann verstehen, woher diese Argumentation kommt. Ich habe mich acht Jahre lang feministisch engagiert, bis ich mich geoutet habe und aus den Gruppen herauskomplimentiert wurde bzw. mich bereits im Vorfeld zurückgezogen hatte. Die Debatte um den Frauenkampftag erinnert mich jedes Jahr erneut daran.
Ich kann verstehen, dass cis Frauen das Gefühl haben, ihnen würde etwas weggenommen werden, das ihnen aus der Historie und ihres Platzes im Patriarchat wegen zusteht. Das es sie frustet, wenn sie dabei zusehen müssen, wie etwas, worauf sie sich das ganze Jahr freuen, in einen Kampf um Begriffe, Ein- und Ausschlüsse ausartet. (Und das tut es, alle Jahre wieder kommt das Cistuskind auf die Netze nihieder, wo wir Menschen sind...)
Wer nicht über den eigenen Tellerrand, die eigenen Erfahrungen hinwegblicken kann oder will, wird die Erfahrungen von trans Personen als nicht so wichtig wahrnehmen wie die eigenen - falls selbige überhaupt anerkannt werden. Ich habe auch mal so argumentiert, hatte das gesamte Klischee von "weiblicher" und "männlicher" Sozialisation internalisiert und well, ich habe mich selten auf so brutale Art und Weise einer Realität stellen müssen.
Ich habe meine Essstörung, meine Dysphorie, meinen Unwillen gegenüber dem Wort "Frau" mit Femininismus, mit weiblicher Sozialisation, mit Patriarchat begründet. Habe mich mit aller Kraft und Macht der Wahrheit entgegengestellt - acht Jahre lang. Bis zu meinem Outing, bis ich meinen Namen, meinen Personenstand änderte und anfing, mir Testosteron auf die Haut zu schmieren.
Es wird nicht geschehen, dass alle cis Frauen plötzlich feststellen, dass sie trans sind, wie es mir passiert ist (und wofür ich im Nachhinein unfassbar dankbar bin. Mein Leben ist trotz Transfeindlichkeit deutlich besser).
Aber ihr könntet zuhören. Unsere Kämpfe lassen sich nicht direkt voneinander trennen, weder in der Theorie, noch in der Realität. Gerade in der Realität sind (un)geoutete trans Männer und nichtbinäre Personen Teil von feministischen Gruppen. Und gerade diese Realität hat dazu geführt, dass aus FrauenRäumen Frauen*Räume wurden. Mit dem Sternchen, um die Personen, die sich in ihrer feministischen Entwicklung outeten, einzubeziehen.
Es ist nämlich deutlich schwieriger, den Freund, der mal Freundin genannt worden ist oder die Liebhaberin, di_er sich als Liebhaber_in geoutet hat, aus Gruppen zu entfernen, als sich als geschlossene Gruppe gegen Männer, die als ein "außen" imaginiert werden, darzustellen. So kamen auch die historischen Ausschlüsse von trans Frauen zustande, die eben nicht bereits vor ihrem Outing willkommen waren. Und es auch nach ihrem Outing besonders schwer haben. Leider reichen diese Ausschlüsse in ihren Wurzeln bis heute weiter - daran müssen wir arbeiten!
Heute sind wir eigentlich weiter. Wir haben mit FLINTA (Frauen, Lesben, inter, nichtbinär, trans, ageschlechtlich) ein Akronym dafür, dass die Räume der damaligen Zeit nicht hatten. Aber streng genommen meinen wir das gleiche.
Ich würde meinen Geschwistern gerne den Schmerz und die Müdigkeit ersparen, die ich seit meinem Outing vor, während und nach dem 8. März erfahre. Es war mal ein empowernder Tag für mich. Lasst es das wieder werden. Bis dahin... bestreike ich den Streik und schone meine Ressourcen. Feministischer Kampftag statt Frauenkampftag.
Mein Leben ist minütlich durchgeplant. Anfragen für Termine bitte mindestens ein paar Tage, besser eine Woche vorher.
Ich (beim Zocken mit Freund_innen).
Es ist Sonntag. Sonntag zwischen 15:30 Uhr und 16:15 Uhr schreibe ich für Minzgespinst. Sagt meine App, die vom Herzmensch verwaltet wird und meine Routinen enthält. (Über die App werde ich im nächsten Blogbeitrag ausführlich reden.)
Ich bin Autist_in. Meine Uni hat für die Pandemie eine "lustige" Liste über das "Lernen im Home Office" veröffentlicht. Darin steht beispielsweise, dass eins immer um die gleiche Uhrzeit aufstehen soll, sich "Routinen überlegen", um den Uni-Alltag auch während Corona aufrecht zu erhalten.
Darüber kann ich nur müde lächeln. Wenn neurotypische Menschen darüber reden, dass sie "Routinen benötigen", dann ist das nicht gleichbedeutend mit dem Bedürfnis der meisten autistischen Menschen bezüglich Routinen.
Meine Tage laufen gleich ab: Ich wache auf. Ich bekomme eine Tasse Kaffee. Ich bleibe eine halbe Stunde im Bett sitzen und trinke eine bis zwei Tassen Kaffee. Währenddessen bespreche ich mit dem Herzmenschen den Tag, streichele den Kater oder surfe ein bisschen auf Twitter. Dann stehe ich auf, kümmere mich um meine Skincare-Routine (die wiederum eingeteilt ist in: Serum, Augenserum, Augenbrauenserum, Creme, Wimpernserum, Sonnenschutz, Bodylotion), danach ziehe ich Yoga-Kleidung an, versuche mich an zwanzig Minuten Yoga (je nach Schmerzlevel), dann nehme ich meine Kleidung, gehe ins Bad, wasche mich, putze mir die Zähne und ziehe mich an. (Den Rest erspare ich euch, aber ich denke, ihr könnt euch eine kleine Vorstellung davon machen.)
Jeden Morgen, jeden Tag. Wird eine Kleinigkeit an dieser Routine verändert, artet das in einen Overload aus, der nicht selten im Meltdown endet. Danach ist der gesamte Tag gelaufen.
Eine Kleinigkeit, das kann sein, dass di_er Postbot_in zum falschen Zeitpunkt klingelt. Oder der Herzmensch einen wichtigen Anruf bekommt, obwohl in der Routine etwas anderes steht. Das die Katzen sich jagen, bevor der Wecker klingelt. Kleinigkeiten, wie gesagt.
Routinen geben mir Sicherheit. Ich kann mich auf Dinge verlassen, sie geben mir die Freiheit, im Rahmen meiner Möglichkeiten, mich zu entfalten. (Wie poetisch.) Gleichzeitig sind sie relativ starr - ich kann mich nicht "mal eben" mit Freund_innen treffen, das bringt den gesamten Tag (und mit Pech auch den nächsten) durcheinander.
Dating wird zu einer komplizierten Angelegenheit, da die meisten Menschen mit meinem Bedürfnis nach Planungssicherheit nicht umgehen können. Und: Routinen kosten Zeit. Wenn das ganze Leben minütlich geplant wird, dann muss diese Planung einberechnet werden.
Ich habe das Glück/Privileg, einen Pflegegrad zugesprochen bekommen zu haben. Seitdem ist der Herzmensch auch dafür verantwortlich, sich um das micro managing meines Alltags zu kümmern - und mir geht es seitdem psychisch deutlich besser.
Neurotypische Menschen neigen dazu, ihre eigenen Erfahrungen auf andere Menschen zu übertragen. Eine "hey, das kenne ich auch!"-Reaktion. Oft führt das aber dazu, dass autismusspezifische Bedürfnisse bzw. Einschränkungen nur abgeschwächt wahrgenommen werden. Ich meine, ja, Routinen brauchen die meisten Menschen - irgendwie. Und Routinen und Rituale tun wohl den meisten Menschen gut, zumindest sind die Zeitschriften gerade voller Empfehlungen, sich Routinen zu schaffen. Dennoch ist dieses Bedürfnis bei Autist_innen deutlich intensiver und Veränderungen im Tagesablauf können nicht nur als "unangenehm" sondern "stressig, über schmerzhaft bis hin zu Blackout" wahrgenommen werden.
Deshalb ist es wichtig, denke ich, bei diesen Themen im Hinterkopf zu behalten, dass die eigene Wahrnehmung nicht unbedingt die Erfahrungswelt von Autist_innen widerspiegelt, wenn es darum geht, Verständnis zu zeigen.
Die Menschen meiner Zocker_innen-Gruppe haben sich jetzt übrigens mit mir auf zwei feste Termine geeinigt, damit ich zweimal die Woche "Zocken ohne Macker" im Kalender eintragen kann und nicht mehr aufgrund der Spontanität ausgeschlossen bin.
Diesen Satz habe ich in den letzten paar Monaten sehr, sehr oft gesagt. Manchmal habe ich ihn geschrien. Ab und zu habe ich ihn nur gewimmert oder geflüstert.
Am Ende konnte ich doch immer noch. Noch ein Stück. Noch ein paar Tropfen Kraft, noch ein Löffel aus dem letzten Ende der Besteckschublade geholt.
Bis... Ja, bis vor zwei Wochen. Da war dann wirklich "Schicht im Schacht" (Redewendung). Ich hab einen kurzfristigen Termin bei meiner Hausärztin gemacht, bekam TAVOR verschrieben.
"Zwei Wochen nehmen, dann absetzen. Vorsicht, das hat Suchtpotential. Pass auf dich auf!"
Hausärztin.
Außerdem die nachdrückliche Aufforderung (nachdem ich letztes Jahr schon mit "Erschöpfungssyndrom" insgesamt vier Monate am Stück krankgeschrieben war, auf mich aufzupassen und das Pensum endlich zu reduzieren.
Nun gut. Ich werde sehen, was ich tun kann.
Analytisch betrachtet ist diese Situation das Ergebnis unterschiedlicher Faktoren:
Und weil ich beides bin, habe ich mir - natürlich - auch beides gleichzeitig gegönnt. (Klingt lustig, fühlt sich aber nicht so an.)
Deshalb wird es hier erstmal ruhiger werden. Ich werde nicht mehr wöchentlich posten können, denke ich.
Es wird Zeit brauchen, um zu heilen. Zeit, die ich eigentlich gar nicht habe, weil ich von meinen Vorträgen, den Workshops und den Unterstützenden auf Steady lebe.
Falls also monatlich ein bisschen Geld übrig ist und ihr mir etwas Gutes tun wollt, könnt ihr unten auf "die Schachtel füllen" klicken (der schwebende Button) oder einfach hier. Falls ihr eine Orga kennt, die Lust hat, mich zu einer Veranstaltung einzuladen: Schreibt mir auf minzgespinst@posteo.de
Ich liebe meine Arbeit und ich möchte sie nicht wegen meiner Erkrankungen aufgeben müssen.
Das steht gerade auf der Kippe, leider.
Jetzt konzentriere ich mich erst mal darauf, mit meinem Autismus ein Leben zu arrangieren, das mir die Selbstständigkeit ermöglicht, ohne mich auszubrennen. Dafür braucht es aber zunächst eine Pause und eine Ladung Löschwasser (Metapher). Bis bald!
Nein. Nein, ich war nicht sauer, ich hatte bloß nicht genug Energie übrig, um im Shutdown dafür zu sorgen, dass neurotypische Menschen weiterhin denken, ich wäre neurotypisch. Dieses Verhalten von Autist_innen wird "maskieren" genannt - wir setzen eine Maske auf, damit wir mit Menschen so interagieren können, dass diese uns für nicht allzu seltsam halten - oder gar für "normal", also neurotypisch.
Warst du heute irgendwie sauer? Du hast ausgesehen, als ob du [Dozentin] fressen wolltest!
Kommilitone
Maskieren kostet Energie, an guten Tagen etwas weniger, an schlechten Tagen mehr und an ganz schlechten Tagen (die, die schon den Tag über mit mehreren Meltdowns einhergingen, weil die Batterien leer sind) ist dafür keine mehr übrig.
Ich weiß nicht, wie mein Gesicht aussieht, wenn ich nicht mehr maskiere. Ich habe nicht die Kraft, mich darum zu kümmern, deshalb lasse ich es einfach leer werden, anstatt "passende" Mimik zu regulieren. Gleichzeitig bekomme ich regelmäßig die Rückmeldung, ich hätte "wütend" ausgesehen oder "böse" oder eben, als ob ich andere Personen hätte "fressen wollen".
Und am Ende sorgen diese Unterhaltungen dafür, dass ich doch wieder mehr maskiere. Das ich meine Grenzen noch ein bisschen weiter dehne, damit ich NT nicht erklären muss, dass das, was sie für Wut hielten, ein Ausdruck grenzenloser Erschöpfung war. (Ich bin normalerweise sehr gut darin, zu maskieren. Bin sehr gut darin, dass (vor allem) NT nicht wahrnehmen, wie es mir geht. Ich kann zehn Minuten nach einem Meltdown mit einem fröhlichen Lächeln vor der Kamera sitzen und einen Vortrag halten - weil ich mich zusammenreißen kann. Das hat Jahre an Druck und Therapie gekostet, das zu erlernen und jetzt kann ich es nicht mehr verlernen. Scheiße gelaufen, Pluspunkt für neoliberale Verwertbarkeit.)
Ich bin der Meinung, dass es für die meisten Menschen keine Rolle spielen muss, wie es mir geht und meine Emotionen bei mir am besten aufgehoben sind. Ich kenne die meisten Menschen, die ich kenne, aus Arbeitskontexten. In denen möchte ich nicht erklären, warum und wieso es mir schlecht geht, dass ich (mal wieder) haarscharf an der Grenze zur Suizidalität entlangschramme und meine Grenzen völlig überzogen habe. Außerdem habe ich ohnehin keine Worte dafür, andere Menschen stressen mich und in Eisblumen II gibt es die ganze Grundlage, warum "ich jammere und schütte mein Herz aus" eher keine Option ist.
Ich bin da, um eine Leistung abzuliefern und meinen Job zu machen. Und ich denke, dass ich in den meisten Fällen meinen Job sehr gut mache (zumindest gebe ich mir alle Mühe). Mein Job besteht oft darin, für andere Personen da zu sein und deren Problemen zuzuhören. Da haben meine Emotionen und meine Überlastung schlicht und ergreifend keinen Raum, solange (und das ist mir wichtig) ich meine Arbeit mit gleichbleibender Präzision erledige. Maskieren ist anerzogen und gleichzeitig notwendig.
Ja, es gibt Ausnahmen. Tage, an denen ich meinen Job immer noch sehr gut erledige, aber nicht die Energie habe, die Maske aufrecht zu erhalten.
Eine Forderung von Teilen der Autismus-Communitiy ist "Take the masks off", bzw. "die Maske absetzen". Das wir unsere Kraft nicht darauf verschwenden müssen, für neurotypische Menschen "angenehm" auszusehen, sondern sie auf inhaltliche Arbeit verwenden können. Ich kann meine Maske nicht bewusst absetzen.
Sobald ich mit Menschen zu tun habe, die nicht mit mir zusammen wohnen, maskiere ich. (Ansonsten würde ich sehr oft in Erklärungsnot geraten, wie es mir geht und damit kann ich nicht umgehen. Ich kann das nicht erklären. Es ist zu viel, es wird Menschen nerven und am Ende sind alle wieder böse. Das will ich nicht.)
Ich weiß auch nicht genau, worauf ich mit diesem Text hinauswill. Ich kann nicht unterscheiden, ob Menschen wirklich daran interessiert sind, wie es mir geht oder ob das eine höfliche Floskel ist, die mit höflichen Nichtigkeiten beantwortet werden soll (der Einfachheit halber gehe ich grundsätzlich von letzterem aus, immer). Wenn sie es wirklich wissen wollen, tut es mir leid - ich kann mit eurer Aufmerksamkeit nicht umgehen. Das ist so viel soziale Interaktion und Anteilnahme, ich kann das nicht. Siehe Eisblumen II.
Eine Freundin hat mein Kommunikationsverhalten mal mit "Ich weiß jetzt zwar genau, wie deine letzten Tage waren, aber immer noch nicht, wie es dir geht." beschrieben und das trifft es ganz gut. Ich kann nicht sagen, wie ich mich fühle, weil das meist selbst nicht ganz klar ist, aber ich kann beschreiben, was ich getan habe - und den meisten Menschen reicht das. Smalltalk ist reines Maskieren - und unbeschreiblich anstrengend.
Ich bin selten wütend. Ich bin oft erschöpft, ich bin gut darin, mich theatralisch aufzuregen, aber ich bin nicht wütend. Und wenn ich wütend bin, kommuniziere ich das meist deutlich. Ich weiß auch nicht, wie mein Gesicht aussieht, wenn ich keine Maske trage. Es ist dann nur endlich mal entspannt, weil ich meiner Mimik keine Form mehr gebe. Ich schreibe diesen Text, während mein Gesichtsfeld flimmert und ich einen Tunnelblick auf den Bildschirm habe.
Vielleicht wirke ich von außen wütend. Ich tippe schnell, ich wirke fokussiert. Stattdessen bin ich müde. Und erschöpft. Seit Wochen, Monaten.
(Weil ich mir keine Pause gönne, weil ich dann in Einsamkeit ertrinken würde und das noch schlimmer klingt.
Ja, ich sehe die Ironie und die Probleme selbst, ich kann sie nur nicht lösen. Tja. Erneut: Blöd gelaufen, aber neoliberale Selbstausbeutung läuft.)
Autigender ist nicht real! Die können sich dann einfach als regenbogenbunte, glitzerpupsende Einhörner definieren und wissen gar nicht, was wirklich eine Behinderung ist! Das schadet uns!
Zusammenfassung einer Twitter-Debatte.
Irgendwie hat "meine" Autismus-Bubble auf Twitter (also die Menschen, denen ich folge und deren Ansichten und Meinungen ich bezüglich Autismus teile, natürlich habe ich da einen Bias) ein Problem mit trans Personen. Wobei "Problem" trifft den Kern der Sache nicht so richtig, ich habe aber auch noch nicht ganz gegriffen bekommen, was jetzt die eigentliche Problematik ist. Es entzündet sich allerdings häufig am Begriff "Autigender".
Als ich verschiedene Menschen darauf ansprach, wurde mir gesagt, dass es wohl SelfDx (also Menschen ohne offizielle Autismus-Diagnose, die sich aber als Autist_innen bezeichnen) gibt, die gleichzeitig irgendwie in der trans Communitiy unterwegs sind und das "AutiGender" als queere Identität verwenden, um zwischen "männlich" und "weiblich" noch "autistisch" zu etablieren.
Ich persönlich, seit Jahren in der deutschsprachigen trans/queer Communitiy unterwegs (und auf Twitter), habe davon noch nichts gehört. Deshalb habe ich mich auf die Suche danach gemacht - was ist "AutiGender"? Außerdem geht es in diesem Beitrag darum, dass queere Identitäten ebenfalls nichts sind, das sich Menschen "aussuchen". Auch, wenn es von außen vielleicht so wirkt.
Das queer-lexikon, dessen Glossar die größte, deutschsprachige Rechercheplattform für queere Labels und Mikrolabels sein dürfte. Bei "AutiGender" in der Suche ist selbige schnell erledigt: Keine Treffer. "Autismus" gibt ein paar Treffer, diese beziehen sich jedoch alle auf den Kummerkasten. Das queer-lexikon kennt dieses Label also offensichtlich nicht.
Hier gibt es sehr viele Treffer, die Autismus und trans und Autismus und Frauen behandeln. Spezifisch "AutiGender" finde ich erstmal nicht, deshalb gehe ich auf die Quellen zu "Autismus und trans" näher ein. Vielleicht geben die mir etwas mehr Input.
Wie euch vielleicht schon aufgefallen ist, lehne ich die Bezeichnung "definiert sich als" ab. Ich bin trans, ich bin Autist*in, ich bin kurzhaarig, gepierct, tätowiert. Meine Identität, definiert als: als „Selbst“ erlebte innere Einheit, setzt sich aus diesen einzelnen Faktoren zusammen.
Ich habe mir nicht ausgesucht, trans zu sein. Ich habe mir nicht ausgesucht, Autist*in zu sein. Beides war halt da, das eine (der Autismus) bedingt, wie ich die Welt sehe, das andere (trans) bedingte eine Bruchstelle zwischen "wie ich mich sehe" und "wie mich die Welt sieht". Während ich letzteres durch eine medikamentöse HRT, eine Personenstands- und eine Vornamensänderung mildere (sich also diese Bruchstelle langsam schließt), wird mein Autismus unverändert bleiben.
Deshalb lehne ich auch "person first" language (z.B. Mensch mit Autismus) ab - mein Autismus ist untrennbar mit mir verbunden.
Queerfeindliche bzw. transfeindliche Gruppierungen haben sich die Vielzahl der Label, die es in der queeren Communitiy gibt, (und über die auch innerhalb der Community gestritten wird) zu nutze gemacht, um sich über Queers lustig zu machen. Ein beliebter Spruch ist "Ich identifiziere mich als Apache Helicopter (ein Kampfhubschrauber)" oder "meine Pronomen sind 'Arschloch/Leck mich'". Hintergrund dessen ist, die selbstgewählten (Micro)Label von queeren Personen ins Absurde zu treiben - und damit die Absurdität der Label selbst aufzuzeigen.
Anstatt bei "männlich" und "weiblich" zu bleiben, wie es die Norm vorsieht, wagen es queere Menschen, sich Bezeichnungen zu geben, die auf den ersten Blick seltsam oder absurd erscheinen - und die auch (wenn es nach ebenjenen konservativen Elementen geht) auch in dieser Ecke bleiben sollen. Cupioromantisch, a_romantisch, genderfluid, nichtbinär, trans - einige Beispiele. (Durch die Links kommt ihr zur jeweiligen Definition. Alle diese Label nutze ich für mich, wenn auch in unterschiedlichen Zusammenhängen.)
Zu SelfDx habe ich keine spezifische Meinung, ich empfinde dieses Thema als zu komplex, um mich auf "die eine" oder "die andere" Seite zu stellen. Eine Diagnostik ist zeit- kraft- und geldraubend - und nicht immer von Erfolg gekrönt (selbst wenn die Person möglicherweise autistisch ist).
Gleichzeitig habe ich ein Problem mit den Begriffen "autistische Züge" und "sind wir nicht alle ein bisschen autistisch" - nein, sind wir nicht. Autismus ist ein Spektrum, aber die Einladung ist exklusiv für Autist_innen. Das Spektrum beginnt nicht bei "neurotypisch" und endet bei "Autismus". Das Spektrum beginnt bei "Autismus". Natürlich gibt es auch neurotypische Menschen, die an sich Wesenszüge bemerken, die sie als autistisch wahrnehmen - allerdings ist das nicht verwunderlich, schließlich sind auch Autist_innen Menschen und keine unter einem Stein hervorgekrochenen Aliens von einem anderen Stern. (Redewendung/Sarkasmus).
Über den Autismus von niemals diagnostizierten Autist_innen kann 1 nur spekulieren, das liegt in der Natur der Sache. Ebenso darüber, inwieweit Autismus eine Be_Hinderung in einer idealen Welt sein wird, in der Inklusion real ist und Autismus keine Nachteile mehr mit sich bringt.
Ich mag diese Spekulationen, halte sie aber für die heutige Debatte für nicht zielführend.
"AutiGender" halte ich - zumindest in der Form "wie Autist_innen ihr eigenes Geschlecht wahrnehmen" für valide, wenn auch nicht unbedingt nützlich. Nicht nützlich, weil mein Autismus Auswirkungen darauf hat, wie ich alles wahrnehme, nicht nur mein Geschlecht. (Und ich möchte keine AutiBeziehungen, AutiEssen oder AutiArbeit haben, ich möchte einfach nur autistisch sein.)
In der Definition "sich ein bisschen autistisch fühlen" - nope. Geht weg damit. Geht genauso weg damit, wie mit "ein Tag im Rollstuhl"-Veranstaltungen, Trips durch die Stadt mit Augenbinde oder dem Tragen von Leuten, die damit "fühlen" sollen, wie es ist, behindert zu sein. Mein Autismus ist kein Spielplatz, auf dem ihr euch austoben könnt - und meine Transidentität auch nicht.
Kritik an den oben genannten Personen dann aber mit "sich eine Identität nach Lust und Laune überstülpen" zu äußern, wie es AutismusFAQ (und ebenso einige Menschen auf Twitter) taten, empfinde ich ebenfalls als unpassend. In Anbetracht der queeren Communitiy, der dieser Vorwurf regelmäßig gemacht und deren Sein als "lächerliches Identitätsding" abgestraft wird.
Wir suchen uns unsere (queere) Identität nicht aus, wir definieren sie nur. Dafür werden Worte genutzt, die auf den ersten Blick ungewohnt und seltsam erscheinen. Das liegt daran, dass es kaum bis keine Worte gibt, um ein Sein zu definieren, das außerhalb der Norm liegt.
Schlussendlich ende ich - wie so oft - mit der Bitte, dass sich trans und Autismus verbinden lassen können sollen müssen. Der Spagat zwischen den Stühlen (Metapher) schmerzt.
You must be fun at parties.
Tinder-Typ.
Selbst ich weiß, dass das oben genannte Zitat kein Kompliment ist. Selbst ich, das Sarkasmus vor allem dann erkennt, wenn er mir frontal ins Gesicht schlägt, weiß, dass dieser Satz verwendet wird, um Menschen abzuwerten.
Allerdings... er hat nicht unrecht. Nicht, dass ich auf allzuviele Parties gehen würde oder mit allzuvielen Menschen Kontakt hätte, aber wenn, dann ist "fun" tatsächlich der falsche Begriff. Ich bin gut darin, Dinge (vor allem politische Dinge) zu erklären und schlecht darin, Smalltalk zu machen. Noch schlechter bin ich nur darin, einzuschätzen, was Menschen vor mir denken. RICHTIG GUT dagegen darin, das von allen Seiten zu überdenken, ohne zu einem Ergebnis (außer Angst und Unsicherheit) zu kommen.
Kürzlich schrieb ich auf Twitter:
13 Jahre Mobbing haben mich perfekt auf die Pandemiesituation vorbereitet.
@wolkenfluff
Die Schulzeit war eine Hölle auf Raten, trotz sieben Schulwechseln und zwei Klassenwechseln - ich war fehl am Platz. Aber wusste ja keins, dass ich Autist_in bin, also war ich nur "merkwürdig" und "anders". Kinder können grausam sein, wenn es darum geht, merkwürdige Kinder für ihr Sein zu bestrafen - und sie waren es, jahrelang und genüsslich.
Ich hab es überlebt, paar Narben (physische und psychische) sind geblieben. Nun gut, kannste nichts machen.
Während sich andere Menschen auf den ersten Partys betrunken haben, geknutscht, getanzt, sich gestritten und wieder vertragen, bin ich zu Hause geblieben und habe gelesen. Ich habe beeindruckend viel gelesen, aber ich hatte ja auch ausreichend Zeit dazu - die übliche Zeitverschwendung durch Freund_innenschaften und soziale Kontakte fiel weg.
Das ist bis heute geblieben - doch ich werde nicht mehr gemobbt.
Ich bin gut in dem, was ich tue, ich werde für meine Meinung, meine Ansichten und meine Einschätzungen geschätzt. Menschen fragen mich um Rat, ob ich Teil ihrer Projekte sein möchte oder brauchen Hilfe dabei, ihre Hosen zu flicken. Ich habe soziale Kontakte, politische Kontakte, Arbeitskontakte.
Ich bin nicht mehr allein, zumindest nicht "allein, allein".
Manchmal - derzeit verstärkt - fällt mir auf, dass ich trotz allem diese sozialen Kontakte wie durch eine Glasscheibe betrachte. Ich bin Teil des Raumes, nicht aber der Gruppe. Ich mache Awarenessarbeit auf Partys - damit bin ich anwesend, aber kein Teil des Publikums. Ebenso in politischen Gruppen oder beim Kummerkasten. Ich bin allein, ohne allein zu wirken.
Es ist ein sicherer Ort, ich kenne das Protokoll, ich weiß, was von mir erwartet wird. Es ist auch ein einsamer Ort, weil ich beobachte zwischenmenschliche Kommunikation und kann mir einbilden, ich wäre nicht außen vor - aber ich weiß es besser. Aber es ist immer noch besser als die echte Einsamkeit, die, die ich in den dreizehn Jahren Schulzeit erlebt habe.
Ich habe letztes Jahr das erste Mal über meine Gefühle als Risikogruppe während der Pandemie geschrieben, ihr findet den Text unter Eisblumen.
Jetzt ist Januar. Die Pandemie geht ins zweite Jahr, ich sitze am Fenster. Die Eisblumen sind nicht mehr nur metaphorisch, sie ranken sich auch physisch am Fenster entlang. Schön. Aber kalt. Und nass.
Ich beobachte neurotypische Menschen. Ich sehe ihre Interaktionen miteinander. Ich verstehe sie nur nicht.
Ich fühle mich in den meisten sozialen Interaktionen unwohl, unbeholfen, fehl am Platz. Ich bin verunsichert, ich weiß nicht, was von mir erwartet wird. Es gibt kein Protokoll, ich kann nicht abgleichen, ob ich es "richtig" mache. Diese Unsicherheit, diese Emotionen, dieses "sich ständig hinterfragen" ist anstrengend und deshalb ziehe ich mich oft und immer öfter freiwillig hinter die Glasscheibe zurück. Ich habe aufgegeben, Teil der Gruppe sein zu wollen und bin zufrieden mit der Außenseiterposition - rede ich mir ein. Es ist immer noch besser als die Alternative, dieses echte "allein, allein".
Und wenn ich mich genug anstrenge, dann mögen mich Menschen zumindest für das, was ich tue. Was ich kann. Was ich leiste. Sie laden mich zu Vorträgen ein, sie hören mir zu, sie lesen meine Texte. Das ist besser als nichts. Ich sollte zufrieden sein. Dieses "mehr", das ich glaube, bei anderen zu sehen, dieses "Ich habe Freund_innen", das ist bestimmt nur eine Projektion, das will ich gar nicht wirklich. Das ist alles nicht real und ich bin glücklich dort, wo ich gerade bin. Bestimmt.
(Nein, ich wäre gerne irgendwo willkommen. Aber ich weiß nicht, wie ich das anstellen soll. Ich bin nicht gut darin, mich bei Menschen zu melden oder freundschaftliche Kontakte zu pflegen. Ich bin gut in beratender Arbeit und ich bin gut darin, mit Menschen Sex zu haben. (Das ist einfach, da gibt es ein Protokoll.) Alles dazwischen fühlt sich an wie ein Tanz über Glasscherben. Ich bin auch nicht gut darin, um Hilfe zu bitten, weshalb ich zwar über Einsamkeit schreibe, aber keine Ahnung habe, was ich dagegen tun soll.)
Weil dieser Leitfaden leider notwendig ist: Alle weiblich gelesenen Personen kennen es wahrscheinlich: Wir treiben uns unschuldig und ohne etwas zu ahnen in social media herum, in Chatgruppen, auf Discord.
Plötzlich ploppt eine private Nachricht auf:
Hey Süße!
Irgendein Dude.
Wir kennen uns aus X und dein Profilbild ist echt niedlich. Wie geht es dir so, was machst du heute?
Klingt ja ganz, nett, erstmal. Immerhin findet er mein Profilbild "niedlich" und will mich offensichtlich näher kennenlernen. Gleichzeitig ist dieses Verhalten zutiefst übergriffig. Deshalb gibts diesen Leitfaden.
Wenn du nun Admin einer dieser Gruppen bist und das Menschen passiert - was kannst du tun? Hier ein Leitfaden:
Im Übrigen muss es nicht einmal eine Nachricht sein, die so offensichtlich und flirty daherkommt. Grundsätzlich gilt, auch im online Raum: Ich habe ausschließlich Konsens gegeben, dass ich mich im öffentlichen Bereich aufhalte. Ich möchte nicht, wenn ich an der Bushaltestelle stehe, in ein Wartehäuschen gezerrt und mit "Hallo!" angequatscht werden und ich lade auch nicht andere Menschen an der Bushaltestelle zu einem privaten Treffen zu mir nach Hause ein - wenn ich das tue (also, wenn öffentlich gefragt wird und ich meinen Konsens gebe), ist das eine andere Geschichte.
Irgendeine muss es ja tun.
Visitenkarte von Veronika Kracher
Seit ich dieses Buch gelesen habe, möchte ich viele Memes, die im Freund_innenkreis geteilt werden, nicht mehr sehen - vorher fehlte mir der popkulturelle Bezug, jetzt fehlt mir immer noch der popkulturelle Bezug, aber der politisch-kulturelle wurde mir eröffnet. Ich hätte darauf verzichten können, ich habe Einblicke in eine Internet-SubKULTur erhalten, die den schlimmsten Albträumen aller Feminist_innen entsprungen zu sein scheint. (Meinen allerhöchsten Respekt an die Autorin, die Recherche muss die Hölle gewesen sein.)
Erschienen ist "Incels - Geschichte, Sprache und Ideologie eines Online-Kults" im November 2020 beim VENTIL Verlag.
Gleichzeitig ist es nur die Spitze eines Eisbergs struktureller Diskriminierung. Incels sind kein Phänomen im luftleeren Raum, sondern Symptom einer patriarchalen Gesellschaft, die Femizide noch immer als "Beziehungsdrama" darstellt.
Veronika Kracher schafft es, die letzten hundert Jahre politisch-philosophischer und feministischer Theorie auf 274 Seiten einzudampfen, während sie daraus eine Schablone schafft, um den Online-Kult "Incels" zu analysieren und hinten noch ein Glossar dranhängt. Eine beeindruckende Leistung. Aufgrund des doch sehr dünnen Büchleins kann deshalb nicht auf die Analyse und Theorie jeder Person eingegangen werden, auf die sich Veronika Kracher bezieht. Im Literaturverzeichnis werden Primär- und Sekundärquellen jedoch so präzise angegeben, dass der Korrektor jeder wissenschaftlichen Arbeit damit zufrieden wäre. Somit ist die Möglichkeit zur selbstständigen Recherche jener Theorien, die naturgegeben zu kurz kommen, allen gegeben, die Lust und Muße haben, sich damit zu beschäftigen.
Lesen und verstehen lässt sich das Buch jedoch grundsätzlich auch mit einem nur rudimentären Vorwissen über u.A. Adorno, Theweleit, Pohl, Freud und viele weitere. (Da ich nichts in dieser Richtung studiere, besitze ich eben ausschließlich jenes rudimentäre Wissen.)
Empfehlen würde ich dieses Buch allen Menschen, die bereits ein gewisses Interesse an politischer Bildung haben - oder bereit sind, sich sehr viel Hintergrundwissen zu erarbeiten.
Gleichzeitig ist es keine leichte Lektüre, dieser Umstand ist jedoch vor allem dem Objekt des Buches, keinesfalls des Schreibstils oder der Analyse der Autorin geschuldet. Aus diesem Grund würde ich das empfohlene Alter für dieses Buch bei nicht unter sechzehn Jahren festsetzen - die Misogynie, Transfeindlichkeit, der Rassismus, der Antisemitismus und die Beispiele aus den Foren und Image-Boards sind für jüngere Menschen eher ungeeignet.
Schlussendlich möchte ich Veronika Kracher danken, dass sie sich mit diesen Abgründen des Internets und gesellschaftlicher Strukturen auseinandergesetzt, diese analysiert hat und es dennoch schaffte, im abschließenden "Brief an einen Incel" noch immer positiv auf jene zuzugehen, die sich vor allem durch ihre Frauenverachtung auszeichnen. Das Buch ist sowohl sachlich und informativ, als auch ironisch, amüsant und respektvoll seinem Objekt gegenüber - eine Leistung, die ich nicht oft genug betonen kann.
(Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar vom VENTIL Verlag zur Verfügung gestellt. Dafür möchte ich dem Verlag und der Autorin danken.)