Kategorie: Autismus – salziges Karamell

  • TDOV – 2022

    Ich bin zu autistisch, um mich in trans Räumen wohlzufühlen und zu trans für autistische Räume. Das macht den TDOV (trans day of visibility) jedes Jahr zu einem sehr… speziellen Event.

    Am wohlsten fühle ich mich, wenn ich Veranstaltungen leite, während ich bei sozialen Situationen regelmäßig vollständig versage. Das ist in Räumen, die vor allem queer geprägt sind, durchaus ein Problem. Schließlich sind dies einerseits die Räume, die mir eigentlich offen stehen sollten und andererseits – ganz pragmatisch – auch die Räume, die meine Bildungsarbeit in den meisten Fällen zur Multiplikation nutzen.

    Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit

    Das sorgt dafür, dass ich beim TDOV gleichzeitig sehr sichtbar und sehr unsichtbar bin. Ich bin sehr sichtbar, weil ich über trans und autistische Themen schreibe. Weil mich mittlerweile ein paar Leute kennen. Das sorgt dafür, dass angenommen wird, ich wäre in sozialen Situationen ähnlich kompetent wie in meinen Veranstaltungen. Ein Fehlschluss, der regelmäßig zu zwischenmenschlichen Katastrophen führt.

    (Disclaimer: Ich gebe mir sehr viel Mühe, zu maskieren. Sollte im Kontakt mit Lesenden dieses Textes das mal nicht geklappt haben und ihr von „die Situation ist eskaliert“ betroffen gewesen sein: Es tut mir leid. Ich mache das nicht absichtlich und gebe mir Mühe.)

    Drüber zu reden heißt nicht, dass mich Menschen verstehen

    Ich rede oft und viel über die Schwierigkeiten, die autistische Kommunikation macht. Gleichzeitig sind Menschen trotzdem erstaunt, dass soziale Situationen und ich zu einer explosiven Mischung führen.
    Vielleicht bin ich trotz aller (vor allem queeren) Sichtbarkeit doch nicht sichtbar genug?

    Ich will den diesjährigen TDOV auch dazu nutzen, auf neurodivergente trans Geschwister aufmerksam zu machen. Wir sind oft nicht in queeren Räumen, weil die soziale Struktur in queeren Räumen eine ganz eigene ist. Das sorgt dafür, dass queere Räume sehr oft eine emotional geprägte Kommunikation bevorzugen, die ich beispielsweise nicht leisten kann. Und damit sind neurodivergente trans Personen schlussendlich wieder unsichtbar.

    Bei den meisten Diskriminierungsformen findet Diskriminierung vor allem auch im Bereich der Kommunikation statt. Über wen wird geredet, mit wem wird geredet, welche Stereotypen werden reproduziert, welche Worte verwendet? Das ist sinnvoll. Dort anzusetzen, kann Dinge ändern.

    Gestörte Kommunikation

    Aber gerade bei Autismus ist die Kommunikation ein Problem. Es besteht ein fundamentales Missverständnis zwischen Erwartungen. Ich funktioniere anders als neurotypische Menschen.
    Intuitive Kommunikation wird als „normal“ vorausgesetzt.

    Und nein, ich weiß nicht, wie ich das ändern kann. Ich fühle mich nur gleichzeitig sehr sichtbar und sehr unsichtbar. Weil ich nicht vorgesehen bin. Weil ich immer wieder das Gefühl habe, „falsch“ zu sein.

    Und weil meine derzeitige Lösung ist, einfach keine private, soziale Situation zu haben. In meiner Rolle als Referent_in und Schreibendes bin ich ja gut. Klingt aber einsam.

  • Offener Brief an den MDR

    Sehr geehrte Menschen,

    ich schreibe Ihnen als Teil von minzgespinst, aber auch als aktivistische Einzelperson im Kontext Autismus – und nicht zuletzt als Betroffenes.

    Mit Entsetzen habe ich den Artikel von Clemens Haug mit dem Titel „Autismus – durch Therapie der Eltern verhinderbar“ gelesen. In der Hoffnung, mit meiner Kritik Gehör zu finden, schrieb ich Herrn Haug eine persönliche E-Mail. Statt sich inhaltlich mit meiner Kritik auseinanderzusetzen, unterstellte er mir, die Studie gar nicht gelesen zu haben.

    Ich bitte hiermit den MDR um eine Korrektur des betreffenden Textes und eine Schulung der Mitarbeiter_innen in den Bereichen „Neurodiversität“ und „Geschlechtliche Vielfalt“.

    Da Herr Haug mich in seiner Antwort mehrfach als „Frau“ adressierte, obwohl ich weder einen weiblich konnotierten Vornamen, noch eine weiblich konnotierte Anrede angegeben habe, im Gegenteil, ich bitte in meinen Mails grundsätzlich darum, mich neutral anzusprechen. Im Jahr 2021, drei Jahre, nachdem die sogenannte „Dritte Option“ Einzug in die gesellschaftliche Realität hielt, noch immer Menschen entgegen ihres ausdrücklichen Wunsches mit einem binären Geschlecht zu belegen, halte ich für ein Armutszeugnis in Bezug auf die journalistische (und menschliche) Sorgfaltspflicht.

    Entgegen der Unterstellung von Herrn Haug habe ich die Studie durchaus gelesen. Meine Kritik richtet sich vor allem an ihn, den Verfasser des Artikels, für die Darstellung von Autismus und autistischer Kinder.

    Das Journal (JAMA Pediatrics) ist ein seriöses Fachblatt mit hohem Impact-Faktor, die Studie ist grundsätzlich gut ausgeführt, randomisiert, jedoch nicht doppelblind (die Eltern wussten, ob das betreffende Kind in der Untersuchungs- oder der Kontrollgruppe ist). Dadurch kann nicht ausgeschlossen werden, dass die beobachteten Effekte auf einen Rosenthal-Effekt oder einen Hawthorne-Effekt (also weniger auf den Inhalt der Intervention, sondern vielmehr darauf, dass überhaupt eine experiementelle Intervention stattfand) zurückgeführt werden können.

    Von einem Artikel des MDR Wissen hätte ich mir gewünscht, dass der Interessenkonflikt der führenden Autor_innen, welche gleichzeitig an der Intervention beteiligt sind (und gegebenenfalls davon finanziell profitieren) und diese evaluieren, transparent gemacht wird, anstatt die Aussagen der Forschenden bzw. wortgetreu zu übernehmen. Dennoch ist die Finanzierung größtenteils unabhängig und wird sowohl von Forschungsinstituten, als auch der australischen Regierung übernommen.

    Wenn im Artikel darauf hingewiesen wird, wie stark die Behandlung von Autist_innen das jeweilige Gesundheitssystem belastet („Gesundheitskosten von Autisten höher als bei Krebs“), ist eine Studie im Auftrag einer Regierung, die darauf abzielt, die Symptome autistischer Kinder unter die Diagnoseschwelle zu drücken, nicht nur eine Intervention zum Wohle der Kinder, sondern auch eine pragmatische Entlastung des Gesundheitssystems, da undiagnostizierte Autist_innen für ihre Bedürfnisse selbst aufzukommen haben. Hier wird die Verantwortung vom Staat auf das Individuum verlagert. Leider macht der Artikel diese Zusammenhänge nicht transparent.

    „Wie ein britisch-australisches Forscherteam jetzt im Fachblatt „JAMA Pediatrics“ zeigt, lassen sich die schwierigsten Auswirkungen offenbar oftmals verhindern“, wird im Artikel behauptet. Dem widerspricht die Studie: Hier wird deutlich gemacht, dass die Werte auf den Autismus-Skalen in diesen Altersbereichen noch starken Schwankungen unterligen, sich erst im Vor- bzw. Grundschulalter stabilisieren und man langfristige Effekte nicht unbedingt voraussagen kann („Follow-up of these children in later childhood, when the behaviors for ASD and other neurodevelopmental conditions may be more apparent anddistinguishable, will be important to determining the longerterm clinical significance of the intervention effects observed in the current study.“).

    Gleichzeitig wird mit der Angst der Eltern argumentiert, das Kind „könne autistisch werden“, aus der geschlussfolgert wird, dass eine Therapie „so früh wie möglich“ begonnen werden müsse. Die anerkannten Therapien für Autist_innen, die „so früh wie möglich“ beginnen sollen, basieren in den meisten Fällen auf der sogenannten „Applied Behaviour Analysis“, kurz ABA genannt. Diese geht davon aus, autistische Symptome mittels einer Art „Dressur“ (die im schlimmsten Fall über die gesamte Wachphase eines Kleinkinds verläuft) mildern bzw. verschwinden lassen zu können. Schlussendlich werden autistische Kinder für autistisches Verhalten bestraft, für nicht-autistisches Verhalten belohnt – so lange, bis sie verinnerlicht haben, welches Verhalten „falsch“ und welches „richtig“ ist und dieses (entgegen der eigenen Bedürfnisse) passend anwenden können.

    In der vorgestellten Studie wurden nicht die Kinder geschult, sondern die Eltern, was eine massive Verbesserung im Gegensatz zur „Dressur“ von Kleinkindern darstellt. Doch auch hier gab es den üblichen Zirkelschluss, dass autistisches Verhalten („Symptome“) negativ, sozial erwünschtes, neurotypisches Verhalten dagegen positiv sei. Das wird vor allem in der verwendeten Methode ersichtlich, denn SACS-R als Diagnostik für Autismus bezieht sich hauptsächlich darauf, wie „sozial konform“ die Kinder sind. Entgegengesetzt dazu wurde ein Standardverfahren auf die Kontrollgruppe angewandt, im Artikel wird jedoch von „den besten, bereits erprobten Therapien“ gesprochen.

    SACS-R ist aber nicht nur inhaltlich zu kritisieren („The checklist on the 12-month version of the SACS-R includes 5 specified behaviors that are evaluated to determine whether the infant has a higher likelihood of ASD: spontaneous eyecontact, protodeclarative pointing, social gestures, imitation, and response to name. A pattern of atypical behavior on at least 3 of these items suggests an increased likelihood of an ASD diagnosis in later childhood.“). SACS-R ist eigentlich nicht für einmaliges Screening gedacht, sondern eher für die längsschnittliche Beurteilung der frühkindlichen Entwicklung, wurde hier aber als einmaliges Screeninginstrument verwendet.

    Die Intervention bestand aus zehn Videosessions für Familien. Interaktionen zwischen kümmernder Person (caregiver) und Kind wurden bei diesen Sessions per Video aufgezeichnet und waren Grundlage der Auswertung. Problematisch dabei ist, dass lediglich der Haupt-Autor alleine beurteilt hat, ob die gezeigten Verhalten(-sänderungen) ein Effekt der Intervention waren oder durch andere, externe Dinge beeinflusst worden sind.

    Familien bekamen Hausaufgaben und sollten Tagebuch über das Verhalten der Kinder führen. Dies führt zwangsläufig zu einer Intransparenz in der Auswertung, da die Kontrolle über den subjektiven Eindruck der jeweiligen Eltern/kümmernden Personen bezüglich der Verhaltensänderungen des Kindes fehlt. Hier wird von einer Objektivität von Eltern ausgegangen, die von Natur aus nicht als gegeben angesehen werden kann.

    „Dabei zeigte sich, dass am Ende der Beobachtungszeit in der Versuchsgruppe viel seltener Autismus diagnostiziert wurde, als in der Kontrollgruppe.“, steht im Artikel. Das ist grundsätzlich richtig, die Unterschiede beider Gruppen waren signifikant, auch wenn „viel seltener“ angesichts der sehr geringen Effektstärken sowie der nur in Teilbereichen auftretenden signifikanten Unterschiede eine Übertreibung darstellt. Allerdings geht es nicht darum, dass gesichert diagnostiziert worden wäre (wie die Studie selbst sagt, sind Schwankungen in dem Alter völlig normal, weshalb eine Kontrolle mit vier bis fünf Jahren sinnvoller gewesen wäre), sondern sie erfüllten zum derzeitigen Zeitpunkt die diagnostischen Kriterien. (Darüber hinaus ist die Idee, Autismus lieber nicht zu diagnostizieren, weil damit das Gesundheitssystem weniger belastet werden würde, moralisch eine mindestens fragwürdige Herangehensweise. Wie innerhalb der Studie (und in Teilen des Artikels) selbst festgestellt wird, ist Autismus eine angeborene Störung, eine sogenannte Neurodiversität. Vor allem autistische Frauen werden bereits jetzt signifikant seltener diagnostiziert als Männer und haben ein höheres Risiko für Komorbiditäten wie Zwangserkrankungen, Angsterkrankungen und Depressionen. Die Möglichkeit der Diagnostik weiter herunterzufahren, würde dem Gesundheitssystem langfristig keine Entlastung bringen, da – wenn nicht der Autismus – so zumindest die Komorbiditäten eine Behandlung notwendig machen. Statt verminderter Diagnostik würde gelebte Inklusion und vereinfachte Nachteilsausgleiche nicht nur kostengünstiger, sondern auch menschengerechter sein.)

    „‚Der Effekt der Therapie war enorm und deutlich größer als das, was wir bisher gesehen haben etwa durch den Einsatz neuer Medikamente‘, sagt Green.“
    Bei Betrachtung der Effekte der Intervention sowie der Diskussion der Studie durch die Autor*innen ist diese Behauptung nicht haltbar („These effects were small in extent, and their clinical significance is uncertain.“).

    Wichtig dabei ist darüber hinaus die Tatsache, dass Green sowohl Entwickler der Methode (und davon finanziell bevorteilt),als auch einer der Autoren, die hier den Nutzen evaluiert haben, ist. („Dr. J. Green reported owning a patent for the iBASIS-VIPP intervention, being the initiator and codeveloper of the original iBASIS-VIPP manual, receiving personal fees for his role as codirector of IMPACT, and serving as a senior investigator for the United Kingdom National Institute for Health Research outside the submitted work.“) Wenn Dr. J. Green nun zu den Effekten und der Relevanz der Studie interviewt wird, und dies dabei überschätzt, muss dieser Interessenskonflikt Greens im Artikel kritisch betrachtet werden, um eine kritische Distanz zu gewährleisten. Die kritische Auseinandersetzung mit der Studie durch den Autor ist aus dem Artikel leider nicht ersichtlich.

    Es ging also weniger um die Bedürfnisse von autistischen Kindern, sondern mehr darum, wie die Kinder (ohne allzuviel Schaden zu nehmen) an die Bedürfnisse eines neurotypischen Umfelds angepasst werden können. Es ist eine Fehlannahme, dass neurotypische Verhaltensweisen und Kommunikationsformen die „einzig richtigen“ wären, selbst wenn sie die derzeitige Norm darstellen, gleichzeitig verdienen Forschende, die an „Autismus-Heilung“ arbeiten, aufgrund des bestehenden Stigmas große Summen und werden gefördert.

    Wir wünschen uns, von einer Sendeanstalt, die in letzter Zeit massiv die Barrieren für Blinde und Sehbehinderte abgebaut hat, einen ähnlich offenen Zugang für die Bedürfnisse von Autist_innen und deren Diskriminierungserfahrungen, sowie eine Schulung der Mitarbeitenden, um transfeindliche Fehltritte zukünftig zu vermeiden.

    Mit freundlichen Grüßen

    Beccs Runge (minzgespinst)
    Ash (minzgespinst)
    Tamilla (minzgespinst)
    Tetz (minzgespinst)
    Mara (minzgespinst)



    Erstunterzeichnende:

    (Bei Privatpersonen haben wir auf die Veröffentlichung des Nachnamens aus Datenschutzgründen verzichtet, bei Personen des öffentlichen Lebens wurde sich für den vollen Namen entschieden.)

    Raúl Krauthausen

    Sarah Dubiel

    Jorinde Wiese

    Marie Polonyi (Referat für Inklusion; Studierendenrat Universität Leipzig)

    Hannah C. Rosenblatt

    Jasmin Subklewe

    Edith Arnold

    qube Greifswald

    Kuku Lueb (TIAM e.V.)

    Daniela S. (Queer-Lexikon e.V.)
    Xenia H. (Queer-Lexikon e.V.)
    Valo C. (Queer-Lexikon e.V.)
    René_e R. (Queer-Lexikon e.V.)
    Lir S. (Queer-Lexikon e.V.)
    Aurora H. (Queer-Lexikon e.V.)

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    Marvin T.
    Henno D.
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  • Meine Grenzen, eure Grenzen – autistische Empathie

    Autist_innen sind nicht empathisch, so das herkömmliche Klischee. Wir sind nicht in der Lage, Trost zu spenden (zumindest nicht so, wie neurotypische Leute sich das erwarten) und von emotionaler Kälte (so unser allseits verachteter Hans Asperger). Aber was ist eigentlich Empathie?

    Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden.[1][2] Ein damit korrespondierender allgemeinsprachlicher Begriff ist Mitgefühl.

    Zur Empathie wird gemeinhin auch die Fähigkeit zu angemessenen Reaktionen auf Gefühle anderer Menschen gezählt, zum Beispiel Mitleid, Trauer, Schmerz und Hilfsbereitschaft aus Mitgefühl.[3] Die neuere Hirnforschung legt allerdings eine deutliche Unterscheidbarkeit des empathischen Vermögens vom Mitgefühl nahe.[4][5]

    Wikipedia, ist ja kein wissenschaftliches Arbeiten hier.

    Spannend finde ich den ersten Teil, vor allem die Persönlichkeitsmerkmale, Gedanken und Motive anderer Personen zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden.

    Oft, wenn ich mit anderen Menschen in Kontakt trete, sprechen wir recht schnell über deren persönliche Belange, ihre Geschichte, aber auch ihre Traumata, ihre psychischen Problematiken und ihren Umgang damit. Ich sage gerne, wie ich Menschen und Situationen wahrnehme. Sehr oft treffe ich damit zielsicher wunde, schmerzhafte Punkte bei meinen Mitmenschen. Ich mache das nicht absichtlich, zumindest nicht insofern, als das ich weiß, dass es sich um wunde Punkte handelt. Ich halte es einfach für einen offensichtlichen Beitrag zur Unterhaltung, für etwas, das anderen Menschen ebenso sichtbar sein müsste wie mir.

    Ist es nicht, habe ich schmerzhaft gelernt.

    Reaktionen

    Schmerzhaft, denn Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf meine Art, das für mich offensichtliche, zu benennen. Die eine Hälfte wird wütend, geht und wir haben nie wieder Kontakt. Die andere Hälfte ist sehr dankbar dafür. Kann aber auch nicht sagen, warum ich so anders reagiere als die meisten anderen Menschen, mit denen sie vorher sprachen.

    Menschen agieren nicht logisch. Aber ihre Verhaltensweisen, ihr Umgang mit Situationen, beruht auf einem sehr logischen Konzept von Ursache und Wirkung. (Und von Privilegien und Unterdrückung).
    Patriarchale Strukturen sind real. Wenn mir ein cis Mann gegenübersitzt, der auf emotionale Anspannung mit Wut reagiert, dann ist es keine Raketenwissenschaft, dieses Verhalten auf patriarchale Strukturen zurückzuführen. (Emotionen müssen unterdrückt werden, die einzig erlaubte Emotion ist Wut.) Andererseits scheint es durchaus Raketenwissenschaft zu sein, immerhin hat das den cis Typen noch niemand gesagt.
    (Vielleicht, weil Wut oft Angst oder ihrerseits Wut hervorruft und das einer Analyse eher abträglich ist.)

    Empathie?

    Ich scheine also durchaus empathisch zu sein.

    Andererseits, der zweite Teil dieser Definition, mit den eigenen Erkenntnissen „angemessen“ umzugehen, scheint bei mir tatsächlich nicht zu funktionieren. Ich halte die Regeln menschlicher Kommunikation für ein wirres Durcheinander. Dreimal zu oft mit Kaffee übergossen und mindestens zweimal an den wichtigen Stellen angekokelt.

    Bin ich also empathisch? Vielleicht „zu“ empathisch? Bin ich empathisch aber nicht in der Lage, das eindeutig zu kommunizieren? Bin ich nicht empathisch, aber auf offensichtliche Art und Weise grausam?
    Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung.

    Wenn ich mit Menschen kommuniziere, dann möchte ich sie bestimmt nicht verletzen. Ich möchte auch nicht, dass sie sich „durchleuchtet“ fühlen, gleichzeitig kommuniziere ich immer aus einer analytischen Ebene heraus. Das macht den Umgang für viele Leute nicht einfacher. Ist es doch schlussendlich (wie immer) nicht die übliche Art, mit der neurotypische Leute kommunizieren.

    Möglicherweise ist auch das der Grund, warum wir als „nicht zur Empathie fähig“ wahrgenommen werden.
    Die Erwartungen der meisten Personen, die uns diagnostizieren und wissenschaftlich untersuchen, sind neurotypisch, ihre Kommunikation ist es auch.

  • Redebeitrag „anders“.

    Ich gehöre nicht dazu. Ich bin „anders“.

    Ein Gedanke, der meine Kindheit und Jugend prägte. Ein Gedanke, nein, eine Gewissheit, die mir verbal und nonverbal von all meinen Umfeldern, ob Familie, Schule oder Sportvereinen, immer wieder vermittelt wurde. Bis ich irgendwann selbst daran glaubte und mich von mir aus zurückzog.

    Ich bin trans, nichtbinär und Autist_in. Für mein trans Sein hatte ich damals keine Worte, meine Neurodivergenz schloss mich – obwohl nicht ersichtlich und erst spät abschließend diagnostiziert – effektiv aus.

    Die Abneigung eines kleinen Dorfes gegen jene, die „anders“ sind, kennt keine Grenzen. Eine hübsche Ironie, in allen anderen Themenfeldern sind Grenzen überaus wichtig und sind gerne gesehen – und gezogen.

    Alle queeren Personen kennen das Gefühl, nicht dazuzugehören.
    Gerade meinen nichtbinären Geschwister wird auch das auch (teilweise) von der trans Communitiy vermittelt.
    Wir seien nicht trans genug. Wir würden „hier beliebige Vorstellung einfügen“ nicht ausreichend erfüllen.

    Kommunikation

    Als neurodivergente Person sind queere Räume oft zu bunt, zu laut, zu schrill und zu flashig. Und emotional aufgeladen.
    Die richtigen Worte zu wählen, nicht zu verletzen, nicht zu diskriminieren. Gar nicht so einfach, wenn das Gespür für Situationen, subtile Hinweise und gesellschaftliche Erwartungen fehlt. Trust me, wir machen das nicht absichtlich! Wir nehmen nur erst wahr, dass wir offensichtlich einen Fehler gemacht haben, wenn wir darauf deutlich – as in „das war diskriminierend!“ – hingewiesen werden. Subtile Hinweise (bevor es zum wütenden Ausbruch ob unserer „Ignoranz“ kommt), werden von den meisten neurodivergenten Menschen ohnehin schlecht bis gar nicht wahrgenommen – Nervosität, in neuen Räumen zu sein und die Angst, etwas „falsch“ zu machen, machen alles nur noch schlimmer.

    Gleichzeitig wird – sowohl innerhalb der (vor allem trans) Community, aber auch wissenschaftlich, nach Kausalität oder zumindest Korrelation von trans und Neurodiversität gefragt.

    Nun, wir sind zwei sehr kleine Gruppen, gleichzeitig in höchstem Maß pathologisiert. Die besten Voraussetzungen, um als Testhäschen oder Versuchskaninchen für wissenschaftliche Forschung zu dienen. Wir sind „anders“, immer.

    Ich persönlich – so spannend wie gefährlich ich wissenschaftliche Grundlagenforschung auch finde – würde anders fragen: Brauchen wir wirklich weitere, pathologisierende Forschung und Erkenntnisse, um unsere Räume inklusiver zu gestalten?

    Barrieren

    „Smash the binary“ ist heute, am non-binary Awarenessday, unser Motto.
    Auch zwischen den „sogenannten Normalen“ und allen Neurodivergenten wird diese Binarität, eine Binarität, die uns zu „den anderen“ degradiert, derzeit gelebt. Eine Binarität, die zwischen „normaler“ und „anderer, irgendwie schlechterer“ Kommunikation, Bedürfnissen, Reizverarbeitung unterscheidet.

    Die dafür sorgt, dass für queere, neurodiverse Menschen weniger bis kein Platz in unseren Räumen ist – oder wir uns viel, viel mehr anstrengen müssen, um bleiben zu dürfen.
    Fehler, die aus „nicht können/nicht erkennen“ resultieren, werden als „nicht wollen“ interpretiert.

    Übergriffige, dya-cis Männer werden als Grund benannt, um trans Frauen den Zugang zu Frauentoiletten zu verweigern. Ignorante, neurotypische Menschen sind der Grund, warum wenig bis keine Fehlertoleranz für unsere Kommunikation gibt. Die Geduld mit „gespielter Ahnungslosigkeit“, um ignorant sein zu können, ist aufgebraucht.

    Ich verstehe das.

    Verantwortung

    Doch genausowenig, wie trans Frauen für privilegierte, übergriffige, dya-cis Männer verantwortlich sind, so wenig sind es neurodiverse Menschen für übergriffige, ignorante, neurotypische Personen.
    Bitte bedenkt das, wenn Menschen auf subtile Hinweise ignorant wirken – vielleicht bemerken sie diese wirklich nicht.

    Heute hier zu stehen und reden zu dürfen, ist eine Situation, für die ich sehr dankbar bin. Gleichzeitig musste ich mich heute gegen das fancy, coole, sexy Outfit in nonbinary-Farben entscheiden – die Reize auf der Haut waren zu viel.
    Ich konnte mich umentscheiden und trotzdem hier stehen (und morgen dafür den Preis zahlen, hallo Löffel auf Kredit), aber auch das ist nicht für alle von uns eine Option.
    Ihr merkt, mein „uns“ wechselt wie mein Geschlecht – immer passend zur Situation.

    Demos, CSD, Kundgebungen sind mit vielen Geräuschen, Gerüchen, Reizen und oft auch mit Polizeigewalt verbunden. Gruppen und Organisationen oft nicht inklusiv.
    Vielen neurodiversen, queeren Menschen bleibt somit „nur“ der Online-Aktivismus, oft belächelt und nicht ernst genommen, um ihre politische (Bildungs-) Arbeit und Sichtbarkeit zu ermöglichen.

    Geschwister

    Für euch stehe ich heute hier, für meine queeren, meine nichtbinären, meine neurodiversen Geschwister. Ich möchte euch Sichtbarkeit geben und eine Stimme. Ich möchte meine Stimme erheben, meine Erfahrungen, die oft auch eure sind, teilen – ohne für euch zu sprechen. Jede neurodiverse Person ist einzigartig, unsere Erfahrungen mit Ableismus sind es leider nicht.
    Ich weiß, dass im Publikum mehrere Menschen sind, die mit ihrer eigenen Neurodiversität kämpfen. Weil diese bei queeren Personen noch seltener diagnostiziert wird, als im patriarchalen System bei cis Frauen.

    Ich sehe euch, ich höre euch, ich stehe heute hier, um unsere Perspektiven zu zeigen.
    Ihr seid nicht allein. Wir sind nicht allein.

    SMASH THE BINARY, auf das wir inklusiv und gemeinsam gegen Patriarchat und ableistische Machtstrukturen in der Gesellschaft und unseren Räumen kämpfen!

  • Teilzeitleben

    Drei Tage Uni in der Woche.
    oder
    Zwei Tage soziale Interaktion.
    oder
    Zwei Tage arbeiten.
    Dazwischen Pause.
    Pause.
    Pause.
    Teilzeitleben.

    Brauchst du wirklich Pflege?

    Oft werde ich vorsichtig – oder auch weniger vorsichtig – gefragt, ob ich die Pflege wirklich brauchen würde. Ich kann darüber nicht lachen, obwohl es fast lachhaft ist: Als ob der Staat und die Pflegekassen den Pflegegrad zu verschenken hätten oder das tun würden. Kapitalismus, Baby! Ohne Pflegegrad, ohne pflegende Angehörige hätte ich nicht nur ein Teilzeitleben, ich hätte einfach gar kein Leben. Ich hab es ausprobiert, als ich alleine lebte: Entweder Sozialleben oder Uni oder Arbeit. Und da Sozialleben und Freizeit im Kapitalismus am entbehrlichsten sind… fallen sie weg. Möchte da definitiv nicht wieder hin zurück, kein schönes Erlebnis.

    Ich sollte mich nicht beschweren. Denke ich oft. Ich habe die Möglichkeit, zu studieren, selbstständig zu arbeiten, hier zu schreiben. Habe die Möglichkeit, Bildungsarbeit zu machen, ab und zu feiern zu gehen, Freund_innen zu treffen. Ich habe Freund_innen. Es könnte – grundsätzlich – alles deutlich schlechter sein.

    Teilzeitleben

    Ich bin oft müde. Habe mir angewöhnt, immer sehr nah an meiner Belastungsgrenze zu leben, um meine Grenzen möglichst effektiv zu umgehen. Ich habe mich noch nicht mit der Tatsache eines Teilzeitlebens abgefunden. Aber erkenne es immer dann an, wenn es mich mit einem neuen Schub Schmerzen ins Bett stopft, wenn mein Körper mir nachdrücklich die eigenen Grenzen aufzeigt, wenn ich lernen MUSS, dass ich nicht mehr kann.

    Ich fühle mich zu jung für ein Teilzeitleben. Bin gefrustet, genervt, ich habe Angst, dass ich Menschen verliere, wenn ich immer wieder absagen muss.
    Ich weiß, dass ich diese Tage vollständiger Ruhe in einem abgedunkelten Zimmer brauche, um am nächsten Tag wieder leben zu können, aber dennoch kommt es mir vor wie verschwendete Zeit. Als ob ich nur die Hälfte der Zeit aller anderen Menschen zur Verfügung hätte. Weil ich mindestens doppelt so viel Zeit zur Erholung benötige.

    Ich bin eigentlich extrovertiert, eigentlich liebe ich es, in Gesellschaft zu sein. Bin gerne unter Leuten, ich fühle mich wohl dabei. Vielleicht wäre es einfacher, hätte ich dieses Bedürfnis nicht. (Ich lebe immerhin mit einer Person zusammen, die dieses Bedürfnis überhaupt nicht hat und völlig zufrieden damit ist, alle paar Wochen/Monate direkte, soziale Interaktion mit Menschen zu haben.)

    Ich dagegen renne mir jedes Mal wieder an Mauern den Kopf ein – und kann dennoch nicht anders.

    Nullzeitleben

    Oft werde ich vorsichtig – oder auch weniger vorsichtig – gefragt, ob ich die Pflege wirklich brauchen würde. Ich kann darüber nicht lachen, obwohl es fast lachhaft ist: Als ob der Staat und die Pflegekassen den Pflegegrad zu verschenken hätten oder das tun würden. Kapitalismus, Baby! Ohne Pflegegrad, ohne pflegende Angehörige hätte ich nicht nur ein Teilzeitleben, ich hätte einfach gar kein Leben. Ich hab es ausprobiert, als ich alleine lebte: Entweder Sozialleben oder Uni oder Arbeit. Und da Sozialleben und Freizeit im Kapitalismus am entbehrlichsten sind… fallen sie weg. Möchte da definitiv nicht wieder hin zurück, kein schönes Erlebnis.

  • Redebeitrag „the future is intersectional“ – Krüppel-Aktivismus

    Hallo.
    Danke, dass ihr alle gekommen seid, danke, dass wir zusammen die Pride radikaler machen. Danke auch an all jene, die heute dafür gesorgt haben, dass ich hier sein kann. Die Menschen, die meinen Krüppel-Aktivismus ermöglichen, weil sie pflegende Angehörige sind, weil sie mein Netzwerk bilden, ohne das ich weder leben – noch aktivistisch sein könnte. Die Menschen, die bezahlte und unbezahlte Sorge- und Carearbeit übernehmen, die Menschen, die unsichtbar hinter mir stehen.

    Es gibt einen furchtbar schlechten Spruch: „Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau.“
    Nun, im Fall von be_hinderten Aktivist_innen, manche von uns bezeichnen sich auch als Krüppel, stimmt das tatsächlich. Hinter jeder/m von uns steht ein Netzwerk, welches uns den Aktivismus erst ermöglicht. Behindertenaktivismus hat einen Bias, den Bias der Überlebenden: Nur diejenigen von uns, die in dieser Gesellschaft bestehen können, sind überhaupt in der Lage, Aktivismus zu machen. Wir können nur deshalb radikal sein, weil wir privilegiert genug sind, überhaupt unsere Stimmen erheben zu können.

    Radikalität

    Zum Thema Radikalität:

    In der ersten Krüppelbewegung Deutschlands gab es den Slogan „Jedem Krüppel seinen Knüppel“, unter dem Stör-Aktionen organisiert wurden, wo die Anliegen behinderter Menschen nicht ausreichend mitbedacht wurden. Mittlerweile sind wir eher bei „Aktion Sorgenkind“ (umbenannt in „Aktion Mensch“) angelangt.

    Beim Betteln um Menschenrechte, um Menschenwürde. Wir sollen uns einer Gesellschaft gefällig machen, die uns im besten Fall nicht sehen möchte, die uns aussondert in Sonder-Schulen und Heime, im schlechtesten Fall aus bestem Gewissen heraus ermordet.

    Am 28. April diesen Jahres wurden vier Menschen im Oberlinhaus in Potsdam brutal getötet. In den Medien wurde von „Erlösung“ oder „Überforderung“ als Tatmotiv gesprochen. Ich widerspreche. Ich bezeichne es als Mord.

    Mord

    Mord an Behinderten, Krüppel(n), an „lebensunwertem Leben“, das hat Tradition in Deutschland. Eine Tradition, die weit zurück reicht, aber in der Zeit des Nationalsozialismus ihren Höhepunkt erreicht hat, auf welchem systematisch behinderte Personen ermordet wurden.

    Mord aus „edlen“ Motiven, denn so wie wir, so will doch kein Mensch leben – sagen die Gesunden, jene, die Normalität als Norm für sich definiert haben.

    Mord als „Euthanasie“, als „Sterbehilfe“, als „milde Gabe“. Mein Leben in den Händen von Menschen, deren Mitleid meinen Tod bedeuten könnte.

    Ja, auch meinen. Nicht alle Behinderungen sind sichtbar. Nicht alle von uns nutzen Rollstühle, Rollatoren, Langstock oder ähnliche, sichtbare Hilfsmittel.

    Intersektionalität

    Ich bin Autist_in und Krüppel. Der Glottalstop hier ist wichtig, der zeigt meine Nichtbinarität. Ich bin lebende Intersektionalität, ich bin trans und autistisch. Macht das Leben auf jeden Fall weniger langweilig, auch wenn ich weniger diskriminierend bevorzugen würde.
    Mein Gehirn funktioniert anders als das jener, welche die Norm setzen. Ungefähr ein Prozent der Weltbevölkerung ist autistisch.

    Autismus ist eine Neurodiversität, genauso wie ADHS, aber zum Beispiel auch Legasthenie, Dyskalkulie und Dyspraxie.

    Ich benutze zur Beschreibung von Autismus gerne, dass mein Hirn auf Linux funktioniert – in einer Welt, gemacht für Windows-PCs.

    Unsichtbare Behinderungen können schützen – aber müssen es nicht unbedingt. Hans Asperger, Namensgeber des mittlerweile überholten Asperger-Syndroms (derzeit ist das alles die „Autismus-Spektrum-Störung“) hat die Kinder, die ihm nicht „gefielen“, die nicht seiner Definition einer „interessanten Störung“ entsprachen, in Krankenhäuser überstellen lassen, in denen die Aktion T4 – die systematische Ermordung von Behinderten während des Nationalsozialismus – durchgeführt wurde. Er war außerdem der Meinung, Autisten (ja, nur Jungen/Männer) hätten keinen Humor. Möglicherweise war er einfach nicht besonders amüsant.

    Unsichtbar zu sein, rettet nicht immer.

    Krüppelbewegung

    Es kann auch behindern – ich habe keinen Knüppel, den jemandem ans Schienbein schlagen könnte, wie es einst Franz Christoph mit seiner Krücke bei Bundespräsident Karl Carstens Schienbein tat.

    Die damalige Krüppelbewegung war radikal und in einer denkbar schlechten Ausgangslage. „Nicht über uns ohne uns!“ ist eines der Schlagworte gewesen, das wir heute noch verwenden – statt über Betroffene zu reden, soll mit ihnen, den Expert_innen in eigener Sache, geprochen werden.

    Das war in den 80ern. Heute stehen weiß-besprühte Rollstühle für ermorderte Behinderte, von denen wir nicht einmal wissen, ob sie überhaupt einen Rollstuhl nutzten. Mittlerweile verrotten diese Rollstühle auf ästhetische Weise im Garten des Oberlinhauses. Ein würdevolles Gedenken sieht anders aus, als die Gedenkobjekte, die Hilfsmittel, von der Natur überwuchern zu lassen.
    Die Hilfsmittel. Wird von mir nur eine Brille überbleiben und mein Stimming Schmuck? Werden Diabetiker_innen durch ihre Insulinpumpe dargestellt? Sind wir wirklich nichts anderes, als unsere Hilfsmittel? Tote werden aufgebahrt, an Ermordete wird mit einem Foto gedacht… Ich habe noch nie erlebt, dass ermordeten Gehenden mittels weiß besprühter Schuhe gedacht wurde.

    Ausbeutung und Werkstätten

    Heute werden noch immer in Werkstätten für Menschen mit Behinderung die Mitarbeitenden ausgebeutet – eine vierzig Stunden-Woche für ein Taschengeld zwischen achtzig und zweihundert Euro. Damit sich sogenannte „Normale“ gut fühlen können, wenn sie Nippes und Weihnachtsgeschenke von „Diesenda“ gefertigt kaufen und verschenken können. Ausbeutung, aber mit einem guten Gewissen.

    Darum geht es nämlich tatsächlich: dass sich die „Normalen“, die „Gesunden“ gut fühlen – Behinderte sollen verschwinden, unsichtbar werden, nicht stören. Stören sie, werden sie laut, versetzen sie Hiebe mit ihren Krücken – dann ist der Aufschrei, das empörte Luftschnappen der Mehrheitsgesellschaft spürbar.

    Was bilden sich „Dieseda“ eigentlich ein? Sollten sie nicht dankbar sein, dafür, dass wir sie…

    Ja? frage ich da. Dankbar für was? Dass ihr uns leben lasst? Dass ihr zwar immer noch Behinderte mittels Pille und Dreimonatsspritze (oder gar Sterilisation) unfruchtbar macht, weil für euch die Vorstellung, dass wir ein erfülltes Sexualleben haben, mit Grauen erfüllt, aber zumindest der Fehler unserer Existenz zumindest nach der Geburt nicht ausgemerzt wird? Außer, es ist Überforderung im Spiel, versteht sich…

    Selbstbestimmung

    Derzeit erleben die 90er modetechnisch ein Comeback – und auch diskurstechnisch. Wir erleben, wie die gleichen Fragen gestellt werden, als wäre es das erste Mal:

    Sollten wir die Möglichkeit vorantreiben, pränatal zu bestimmen, ob ein Kind behindert sein könnte? Sollten wir die genetischen Gründe für Autismus suchen?
    In den 80ern war es kein Autismus, damals gab es vor allem die pränatalen Untersuchen für Trisomie 21 – auch „Downsyndrom“ genannt. Mittlerweile gehört diese Untersuchung zum Standard, ebenso die drängende Stimme der Ärzt_innen, wenn die Wahrscheinlichkeit anschlägt: „Wollen Sie das wirklich behalten?“

    Nun, wollen wir? Wollen wir uns als Gesellschaft behinderte Kinder leisten? Können wir gebärenden Personen die körperliche Selbstbestimmung zusprechen, im Fall eines behinderten Kindes aber absprechen? Können wir Eltern zwingen, behinderte Kinder zu bekommen? Derzeit ist es andersherum. Derzeit wird über die Körper schwangerer Personen per Gesetz entschieden, derzeit sind die Paragraphen 218 und 219a in Kraft, derzeit wird ihnen die körperliche Selbstbestimmung abgesprochen. Eine Abtreibung ist eine Straftat, sie bleibt nur manchmal straffrei – wenn die Fristen und die Bestimmungen eingehalten werden.

    Die Fristen und die Bestimmungen stehen fest – außer, es handelt sich um ein behindertes Kind. Diese dürfen, sollen teilweise gar, sogar deutlich länger abgetrieben werden als ihre normalen, normal-gemachten, normal-verdachten Geschwister.

    Krüppel und Krüpplfrauen

    Bereits die Krüppelfrauen hatten mit diesem Dilemma zu kämpfen und auch wir heute können uns nur auf die Lösung einigen, die sie Mitte der 80er vorgeschlagen haben: Eine Abschaffung der Paragraphen 218 und 219a Strafgesetzbuch, aber gleichzeitig keine Unterstützung eugenischer Forschung, eine Abschaffung der Sonderregelungen für behinderte Kinder und mehr Unterstützung für schwangere Personen, bei denen eine Wahrscheinlichkeit für ein behindertes Kind festgestellt wurde.

    Wenn zwischen 70 und 90% der cis Frauen, die ein Kind mit Trisomie 21 erwarten, die Schwangerschaft abbrechen, dann ist das ein Symptom einer Gesellschaft, die behindertes Leben als unzureichend darstellt und keine individuelle Verantwortung gebärender Personen!

    Radikalität heißt, radikal für das Selbstbestimmungsrecht aller Personen einzustehen. Es heißt, radikal inklusiv zu sein. Die eigenen Räume zu überprüfen.

    Sichtbarkeit

    Warum gibt es kaum sichtbare Behinderte in linken, in autonomen, in emanzipatorischen Räumen? Warum gibt es keine Unterstützung für unsichtbar Behinderte, warum kann das nicht ermöglicht werden? Sind wir so inklusiv, wie wir es fordern, dass die Gesellschaft zu werden hat? Diese Fragen sollten wir uns alle stellen – und nicht nur uns selbst, sondern auch den Verantwortlichen aller Räume, in denen wir uns bewegen – oder bewegen wollen.

    Hier gibt es jetzt noch Sticker, auf dass jeder Krüppel seinen Knüppel erheben mag, gegen Ableismus und für praktische Inklusion.

  • Geschlechterneutrale Sprache und Autismus.

    Das Missy-Magazin hat ein neues Layout. Sie präsentieren stolz einen „eigenen“ Asterisk (umgangssprachlich „Genderstern“ genannt) und ein „missy-exklusives m“. Der Asterisk wird für geschlechterneutrale Sprache verwendet. Das „m“ hat einen kleinen Schnörkel nach unten. Es wird von jetzt an in jeder Überschrift, die ein „m“ enthält, sein.
    Schwerpunkt des Heftes ist – unter Anderem – feministisches Design. Für ein Heft, das sich „intersektionalen Feminismus“ auf die Fahne geschrieben hat, ein etwas kläglicher Schwerpunkt. Denn an Autismus, Neurodivergenz und Leseschwächen wurde nicht gedacht.

    Intersektionalität ist die Verschränkung unterschiedlicher Diskriminierungsformen. Die Bezeichnung geht auf die Arbeit Schwarzer Feminist_innen zurück. Sie sahen sich weder von weißem Feminismus, noch der Schwarzen, männlich dominierten Bürgerrechtsbewegung in ihren Kämpfen repräsentiert.
    Das Einstellen ausschließlich weißer Frauen und Schwarzer Männer (wenn Unternehmen verpflichtet sind, Minderheiten einzustellen) ist legal. Selbst wenn Schwarze Frauen dadurch spezifisch diskriminiert werden.

    Kurzer Exkurs, zurück zur heutigen Problematik der Intersektionalität. Auch die Verflechtungen von Ableismus, Sexismus, Trans- und Queerfeindlichkeit fallen darunter.
    Und da kommen wir zum Problem: Design und geschlechterneutrale Sprache. Autismus und Neurodivergenzen.

    Geschlechterneutrale Sprache

    Sprache schafft Realität – und bildet Realitäten ab. Unterschiedliche Studien haben bewiesen, dass das generische Maskulinum dazu führt, dass Lesende/Hörende ein männliches Bild im Kopf haben. Das verunsichtbart alle Personen, die nicht männlich sind. Es sorgt langfristig dafür, dass unsere Realität weiterhin eine männlich geprägte, männlich dominierte ist. (Und dafür, dass beispielsweise Mädchen eher Berufe als Wunschberuf angeben, die mit „Weiblichkeit“ assoziiert sind.)

    Eine Lösung dafür können Passivkonstruktionen (Lesende, Lernende, Hörende, etc.) sein. Unterschiedliche Varianten des Entgeschlechtlichens – also beispielsweise Sonderzeichen oder Binnen-I. (Lehrer_innen, Lehrer*innen, LehrerInnen). Sonderzeichen wurden vor allem aus der trans Community heraus entwickelt und gefordert. Es geht um Sichtbarkeit von nichtbinären Personen (und die Einbeziehung dieser). Das Binnen-I kommt vor allem aus einer cis-feministischen Perspektive und war dazu gedacht, Frauen sichtbarer zu machen. Geschlechterneutrale Sprache hat also unterschiedliche Möglichkeiten.

    Klingt gut? Klingt gut. Bisschen ungewohnt, aber da gewöhnen sich Menschen nach und nach dran.
    Aber.

    Probleme

    Ich kann die Missy in Zukunft nur noch mit Pausen lesen. Die Variante des * (in der Mitte des Wortes statt hochgestellt) und des „m“ kann ich nicht flüssig lesen. Ich bin Autist_in. Autimus ist eine Neurodivergenz. Unser Gehirn arbeitet ein wenig anders als die Norm.

    Viele Autisten, Autistinnen und Autist_innen haben das Problem, dass wir Sprache anders wahrnehmen. Uns fehlt ein Filter, der Reize sortiert und in „wichtig“ und „unwichtig“ einordnet. Wenn in einem Text (sehr viele) Sonderzeichen auftauchen, wird dieser Text für neurodiverse schlecht bis un-lesbar. Das betrifft auch blinde und sehbehinderte Menschen. Screenreader sind Programme, die Schriftsprache in Lautsprache übersetzen. Gerade Screenreader können oft Sonderzeichen nicht adäquat (als Glottal Stop) übersetzen. Dadurch klingt ein Text dann so: Lehrer_innen wird zu LehrerUnterstrichInnen. Klingt anstrengend? Ist es auch.

    Screenreader sind eine technische Problematik. Technik ist lösbar. Die Gehirne jener neurodiversen Menschen mit dieser Problematik, sind nicht durch ein IT-Update behandelbar.

    Bedürfnisse

    Wir haben also zwei unterschiedliche Bedürfnisse, die sich konträr gegenüberstehen. Einerseits Sichtbarkeit (die zur Normalisierung führt), andererseits Lesbarkeit und Erfassbarkeit von Informationen.

    Ist eines dieser Bedürfnisse (ich las kürzlich von Exkludierung 1. und 2. Ordnung) dadurch wichtiger als das andere? Ich denke nicht. Studien haben die Problematik des generischen Maskulinums belegt (nämlich, dass es Assoziationen zu Männern herstellt und eben nicht neutral wirkt). Es ist eine komplexe und nicht individuelle Situation. Die Lösung muss eine gesellschaftliche sein. Unsichtbarkeit von nicht-männlichen Personen in der Sprache hat Konsequenzen auf das Leben dieser. Ausschließende Texte aufgrund von Unlesbarkeit haben Konsequenzen für Personen, die diese Texte nicht lesen können.

    Das wiederum gilt auch für beispielsweise Hashtags wie #noAfD oder #TSGabschaffen. Sie werden synonym zum kritisierten Gegenstand verwendet. Es geht darum, z.B. der AfD keine Reichweite zu geben. Der #AfD würde ihr Reichweite geben. Wird statt „AfD“ in einem Tweet #noAfD verwendet, brauche ich deutlich länger, um den Inhalt zu verstehen. Statt flüssigem Lesen ist es eine bewusst-kognitive Handlung – und die kostet deutlich mehr Energie.

    Eine einheitliche, neutrale Form ist wünschenswert. Sowohl für Personen, die unter geschlechtlicher Diskriminierung leiden, als auch für alle, die unter Ableismus leiden. Und noch viel mehr für alle Personen, die von beidem betroffen sind.

    Fazit

    Sonderzeichen waren ein weiterer Schritt auf einem langen Weg. Aber sie sind nicht das Ende der Debatte – auch nicht die Diskussion um ein „korrektes“ Sonderzeichen.
    Gleichzeitig schmerzt es mich, dass ich mich zerrissen fühle zwischen den Bedürfnissen als trans Person und als Autist_in. Hier habe ich schon darüber geschrieben. Als ob es nur eine Möglichkeit gäbe, anstatt gemeinsam nach einer Lösung zu suchen.
    (Ich persönlich verwende den Unterstrich. Er bietet mir die bestmögliche Variante, meine eigenen Texte zu schreiben, zu lesen und zu verstehen.)

  • Eugenik.

    Ihr seid zu Hause. An einem Ort, den ihr seit eurer Kindheit kennt. Den einzigen Ort, den ihr "Zuhause" nennen könnt. Ihr könnt euch nicht äußern. Ihr könnt nicht mitteilen, ob es euch gut geht oder nicht. 
    Ihr seid abhängig von den Menschen, die um euch herum sind. Und eines Abends kommt eine Person, eine Person, die ihr kennt, die sich um euch kümmert - und tötet euch. 

    Klingt wie der Beginn eines Horrorfilms? Mag sein. Ist aber leider Realität. Es ist die Realität jener Menschen, die in Potsdam-Babelsberg getötet wurden. Es ist die Realität jener Person, die in der gleichen Einrichtung schwer verletzt worden ist. Es ist das Risiko jeder Person, die in einer stationären Einrichtung lebt. Es ist eine banale Realität der Bösartigkeit. Das Böse ist schlussendlich… banal.

    Da läuft eine Person herum und tötet Menschen….
    Und die Berichterstattung enthält einen Werbeblock für die betreffende Einrichtung.

    Da läuft eine Person herum und tötet Menschen….
    Und am Ende wird über die Überforderung des_r Täter_in geredet.

    Da läuft eine Person herum und tötet Menschen….
    Aber es waren ja nur Behinderte.

    Da läuft eine Person herum und tötet Menschen….
    Aber es war ja nur ne Psychose, die_r Täter_in war psychisch krank!

    Im Oberlinhaus wurden vier Menschen getötet, eine Person wurde schwer verletzt. In Bad Oeynhausen läuft die Anklage gegen eine Person, die in 145 Fällen Freiheitsberaubung gegen Behinderte begangen haben soll. In Japan tötete ein Mann 19 Behinderte, erhält die Todesstrafe – und die Medien nehmen ihn in Schutz. Gewalt in Werkstätten für Menschen mit Behinderung ist soweit Alltag, als das es eine Broschüre in Leichter Sprache gibt, um Betroffene aufzuklären. Die Gewalt ist so weit Alltag, dass die Begründung „sind häufiger Gewalt ausgesetzt“ nicht einmal mehr einem Beleg bedarf und sich die Studie speziell mit betroffenen Frauen auseinandersetzt. Die Gewalt ist so weit Alltag, dass ich mir vorwerfen lassen muss, mit der „Nazikeule“ zu kommen, wenn ich die Aktion T4 in den Kontext dieser Taten setze – oder eben die nationalsozialistische Lehre der sogenannten „Euthanasie„.

    Eigentlich dürfte nichts davon existieren. Eigentlich gibt es die UN-Behindertenrechtskonvention, die für eine Teilhabe an der Gesellschaft für ALLE sorgen soll. Eigentlich sollte es weder Werkstätten für Menschen mit Behinderung (WfbM) geben (in denen diese für ein „Taschengeld“ ausgebeutet werden), noch sogenannte „Kümmerknäste“ (entschuldigung, selbstverständlich meinte ich „stationäre Einrichtungen“), in denen Behinderte teilweise von Kindheit an isoliert leben. Eigentlich.

    Aber es existiert. Alles davon existiert und es existiert nicht in einem luftleeren Raum. Ich trauere und ich habe Angst. Ich bin behindert, ich bin pflegebedürftig. Das Damoklesschwert einer Einrichtung schwebt unsichtbar über meinem Kopf (Redewendung). Ich kenne die Toten nicht. Sie haben keine Namen. Ich weiß nicht, wie es den anderen Menschen in der Einrichtung geht. Darüber wird nicht berichtet. Die gesamte Berichterstattung kreist um die vermutliche Täterin. Sie kreist um ihre Gefühle, ihre Emotionen, ihr Motiv. Sie enthält Werbung für die Einrichtung des Oberlinhaus, darüber, wie lange es diese gibt und wie „aufopferungsvoll“ sich das Personal „kümmert“. Es wird gesagt, dass nicht einmal Zeit bliebe, zu trauern, da „gearbeitet werden müsse“. Ich weiß immer noch nicht, wie es jenen geht, deren Zuhause, deren Sicherheit gerade zerstört wurde. Wird ihnen gesagt, was passiert ist? Wird diese Situation psychologisch aufgefangen? Wird auf die Bedürfnisse eingegangen? Warum wird darüber berichtet, dass für die schwerverletzte Person gebetet wird, nicht aber, wie es den Menschen, die nicht dort arbeiten, die dort leben, geht?

    Ich habe Fragen. Ich habe viele Fragen, die sich alle darum drehen, was das mit Menschen macht, die so sind wie ich.
    Wir unterscheiden uns darin, inwieweit wir in dieser Gesellschaft zurechtkommen, wir unterscheiden uns in der Ausprägung unserer Behinderung. Wir unterscheiden uns in unserer Wahrnehmung und in unserer physischen Gestalt. Aber wir sind dennoch – für jene, die es nicht betrifft – gleich. Wir sind „behindert“.

    Wir sind die, über die in den Kommentarspalten der Meldungen in einer dehumanisierenden, entmenschlichenden Art gesprochen wird, dass mir ganz schlecht wird. Wir sind „dieda“, die „zu bekümmernden“, die „Behinderten“, „die aus den Werkstätten“, die „Hochrisikogruppe“ oder auch die, die umgebracht werden und hinterher wird von der Überforderung der Täter_innen gesprochen. Wir sind die, die an oder mit Corona sterben und hinterher als „Risikogruppe“ oder als „behindert“ oder als „mit Vorerkrankungen“ in die Statistik eingehen.

    Wir sind die, bei denen gerne weggeschaut wird, die außerhalb der Gesellschaft existieren und bei denen ohnehin niemand so richtig Interesse hat, dass sich das ändert.

    Ich schreibe normalerweise Analysen. Heute weiß ich nicht, wo ich anfangen soll.

    Behinderten die Menschlichkeit abzusprechen, ist alt. Es ist so alt, dass das dritte Reich, die nationalsozialistische Ideologie, es verhältnismäßig einfach hatte, das sogenannte „unwerte Leben“ als erstes auslöschen zu wollen. Es ist so alt, dass Studien, in denen errechnet wird, wie viel ein autistischer Mensch im Leben den Sozialstaat kostet, kommentarlos durchgeführt werden. Es ist so alt, dass Menschen, die ein behindertes Kind erwarten, gefragt werden „ob das denn nötig sei“.

    Ich…. ich möchte das heute nicht analysieren. Ich möchte trauern, trauern um die ungenannten Menschen.
    Ich möchte trauern um jene, die der Ideologie zum Opfer fielen, wir seien nichts wert.
    Ich möchte trauern.

    Und euch gleichzeitig ins Gesicht schreien, dass es an euch ist, die Informationen zu nehmen und zu nutzen und zu verbreiten. Lasst mir meine Trauer. Aber kümmert euch darum, dass es nie wieder geschehen mag!

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